: Eppelmann schweigt zu Schnur-Akten
■ Stasi-Material gesichtet / An und für sich „nichts Ehrenrühriges“ / Bonn: Keine Erkenntnisse über DA-Chef
Ost-Berlin (dpa/taz) - In das Hin und Her um eine angebliche Stasi-Tätigkeit von Wolfgang Schnur, dem Vorsitzenden des Demokratischen Aufbruchs (DA), ist auch am Montag kein Licht gefallen. Das DA-Vorstandsmitglied Rainer Eppelmann bestätigte lediglich, daß es im ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit Material über den in die Schlagzeilen geratenen Kohl-Mitstreiter gibt. Ganz so dünn scheint die Akte nicht zu sein, denn Eppelmann brauchte immerhin etwa drei Stunden, um die Unterlagen im Archiv zu sichten. Über den Inhalt wollte er keine Angaben machen. Ergo: Nichts Genaues weiß man nicht.
Lesart Eppelmann: An und für sich sei es „nichts Ehrenrühriges“ für einen Betroffenen, wenn über ihn Akten bei der Stasi lagern. Damit spielte er auf die Tatsache an, daß Daten von Zehntausenden von DDR-Bürgern, die von der Staatssicherheit bespitzelt wurden, in den Archiven liegen. Über den Inhalt der Schriftstücke, so Eppelmann weiter, könne nur Schnur selbst sprechen.
Schnur liegt jedoch seit letzter Woche mit einer Herz- und Kreislaufschwäche im Krankenhaus. In Presseberichten hatte es geheißen, Schnur habe für regelmäßige Zahlungen für die Stasi gearbeitet. Dies hatte Schnur als Verleumdung zurückgewiesen.
In das gleiche Horn stießen am Montag erneut Bonner CDU -Politiker. Der parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Friedrich Bohl, sprach von einer Kampagne der Stasi. Regierungssprecher Norbert Schäfer erlärte am Montag vor der Bundespressekonferenz in Bonn, der Bundesregierung lägen keine Erkenntnisse darüber vor, daß sich Schnur als Mitarbeiter der Stasi betätigt habe. Nach seinen Worten hat die Bundsregierung aber Hinweise darauf erhalten, daß vor der DDR-Wahl „Kampagnen“ gegen DDR -Politiker möglich seien. Dies habe sich nicht nur auf Politiker des konsevativen Lagers bezogen. Hinweise auf einzelne Personen habe es dabei nicht gegeben.
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