: Pinkelten Soldaten in den Badesee?
■ DDR-Behörden suchen nach Verschmutzern des Groß-Glienicker Sees / Verdacht gegen Kasernen am DDR-Ufer des von der Grenze geteilten Sees / Militärgelände war bisher Sperrgebiet
Haben Soldaten der Nationalen Volksarmee oder der Roten Armee den Groß-Glienicker See im Norden Kladows verseucht? Diesem Verdacht der Senatsumweltverwaltung wollen jetzt die Behörden des Bezirkes Potsdam nachgehen. In einer Arbeitsgruppe des Regionalausschusses habe die DDR jetzt versprochen, systematisch nach Schadstoffquellen auf ihrer Seite des durch die Grenze geteilten beliebten Badesees zu suchen, hieß es gestern in der Umweltverwaltung. Teile des zur DDR gehörenden westliche Ufers galten bisher als militärisches Sperrgebiet und waren deshalb auch für die DDR -Gewässeraufsicht tabu, erfuhren die Senatsbeamten jetzt. Nun dürfen die Potsdamer Gewässerschützer erstmals klären, ob aus den Armeekasernen am Ufer ungeklärte Abwässer in den See fließen.
Nach Ansicht von Senatsexperten spricht „sehr vieles dafür“, daß in der DDR die Hauptverursacher für die Verschmutzung des Groß-Glienicker Sees zu suchen sind. In den letzten Jahren hatte die Wasserbehörde in West-Berlin weitgehend vergeblich nach den Schadstoffquellen gesucht, die für die dramatische Verschlechterung der Wasserqualität verantwortlich sein könnten. Das Gewässer galt bis vor fünf Jahren als einer der saubersten Seen der Stadt. Von 1985 bis 1987 verdoppelte bis verdreifachte sich jedoch die Wasserbelastung mit Nährstoffen wie Ammonium-Stickstoff und Nitrat-Stickstoff. Mangels Sauerstoff stand der See im Sommer mehrmals kurz vor dem Umkippen.
Ein TU-Professor, der im Senatsauftrag nach Schmutzeinleitern auf Westberliner Seite gefahndet habe, sei „im wesentlichen nicht fündig“ geworden, hieß es gestern. Den Hauptverdächtigen auf Westberliner Seite - den britischen Flugplatz Gatow - bekam der Gutachter allerdings gar nicht ins Visier. Gegen die britischen Militärs hatten Anwohner den Vorwurf gerichtet, sie würden im Winter gebrauchte Auftaumittel in den See leiten. Weil der Winter zu mild und Auftaumittel deshalb überflüssig waren, konnte der TU-Professor diesem Verdacht nicht nachgehen.
hmt
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