: Off contra Off-Off
■ Unzufriedene Aussteller der Modemesse „Offline“ machen sich unter dem Namen „Intensiv“ selbständig / Konkurrenz der Nadel-Avantgarden beschert Berlin zwei Messen
Wieder mal Zoff gibt es unter den Kreativen mit der sicheren Nadel und den feinen Stoffen: Die Offline - halbjährlicher Modemarkt der selbsternannten Designer-Avantgarde - hat ihre 15. Messe am kommenden Wochenende kurzfristig abgesagt und auf den 10. Mai verschoben. Neuer Ausstellungsort wird das Haus der sowjetischen Wissenschaft und Kultur (HdSWK) in der Ostberliner Friedrichstraße sein. Unzufrieden mit dem neuen Ort und Termin für die Präsentations- und Verkaufsschau nahmen viele Ex-Offline-Aussteller die Sache selbst in die Hand und präsentierten gestern unter neuem Namen die alte Idee zum ursprünglichen Termin am eingeführten Ort. „Intensiv“ nennt sich nun die „1. Station Berliner Modemacher“, die vom 16. bis 19. März in den AMK-Messehallen ihre Modemesse veranstaltet.
Peter Schubert, Sprecher des Offline-Veranstalters, der OFF -Mode-Messe GmbH, hat eine simple Erklärung für den neuen Mai-Termin: „Den ursprünglichen März-Termin hatten wir noch vor dem 9. November letzten Jahres verabredet. Inzwischen hat sich ganz viel verändert, und am kommenden Wochenende stehen uns die DDR-Wahlen ins Haus. Da wird sowohl das Besucher- als auch das Medieninteresse für eine Modemesse verständlicherweise nur sehr gering sein.“
Die „Intensiv„-Organisatoren kontern dagegen, daß ein Mai -Termin viel zu spät sei, die Frühjahrskollektionen zu päsentieren. Außerdem, so eine „Intensiv„-Ausstellerin, sei bis dahin die Währungsreform noch nicht durch und den Ost -Besuchern im HdSWK fehle es dann noch am nötigen Westgeld, die ausgestellten Klamotten auch zu kaufen. Das wiederum hält Schubert für zu kurz gedacht, schließlich sei die Mai -Offline die erste Modemesse im Osten und damit erster Kontakt zum neuen Ost-Markt, „noch vor den ganzen Konfektionsklitschen“. Die „Intensiv„-Macher werfen der Off -Mode-Messe auch vor, daß sie mit dem neuen Termin im Mai, der erst vor acht Tagen bekannt wurde, „überrumpelt“ worden seien. Designer und Ausstellerbeirat - bislang Mittlergremium zwischen Offline-Veranstalter und Ausstellern - seien nicht dazu befragt worden.
Schubert verweist dagegen aufs demokratische Vorgehen, 82 Aussteller hätten sie angeschrieben, um zu einer Terminverschiebung Stellung zu nehmen, davon seien 32 für und 27 gegen das neue Datum gewesen. Außerdem hätte man sich, nachdem der DDR-Wahltermin feststand, eiligst um einen nächstmöglichen Ausweichtermin gekümmert, aber für April hätte das nicht mehr geklappt.
Daß für seine Offline im Osten bei der derzeitigen „Intensiv„-Konkurrenz die West-Aussteller ausbleiben, sorgt Schubert nur wenig. „Wir werden im HdSWK genügend Designer aus der DDR und der Sowjetunion zeigen. Und wenn ich mir die Liste der ‘Intensiv-Aussteller anschaue, dann sind das doch vor allem nur die, denen der schnöde Mammon im Genick sitzt.“ Da sei es vielleicht nicht schlimm, wenn die bei der Offline nun fehlen, und man wieder auf die Ursprünge zurückkommen könne und wieder Kunst und Kultur präsentiere.
eka
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