: Theaterpreis Berlin 1990 / Berliner Theatertreffen
Für die Vergabe des Theaterpreisees Berlin 1990 sind noch Vorschläge möglich. In Frage kommen Einzelpersonen oder auch mehrere Personen, die sich in besonderer Weise um das deutschsprachige Theater verdient gemacht haben (wir schlagen Anke Martiny vor, da es ihr gelungen ist, die zur Desolation führende Verknüpfung von Kultur und Verwaltung sowie Geist und Geld in besonderer Weise öffentlich zu machen). Der mit 30.000 Mark vergebene Preis wird von einer Jury vergeben, der unter anderem Jürgen Flimm und Ulrich Eckhardt (Berater der Berliner Festspiele) angehören. Preisträger waren bisher George Tabori sowie Peter Stein (na, das ist aber mal eine Überraschung!). Mit einer umfassenden Begründung sind Vorschläge noch bis zum 23. März bei der Stiftung Preußische Seehandlung, Spandauer Damm 19, 1/19, einzureichen.
Das Programm des Berliner Theatertreffens (4. bis 20.5.) steht bereits fest: Das Wiener Burgtheater wurde mit drei Inszenierungen geladen, nämlich Otello in der Inszenierung von Tabori, Das Spiel vom Fragen (Handke) in der Regie von Claus Peymann sowie Woyzeck, interpretiert von Achim Freyer. Aus Bochum kommt die Inszenierung von Die Letzten (Maxim Gorki) von Andrea Breth, aus Bremen das Tanztheaterstück Ulrike Meinhof von Johann Kresnik, aus Hamburg die Besucher (Botho Strauß) in der Regie von Wilfried Minks sowie Die Frau vom Meer (Ibsen), in Szene gesetzt von Thomas Langhoff. Aus der DDR ist das Maxim-Gorki-Theater mit der Langhoff -Inszenierung von George Taboris Mein Kampf geladen: Aus West-Berlin selbst also keine Inszenierung. Uns fehlen: Die Phönix-Inszenierung der Schaubühne Berlin sowie Marat/Sade an der Freien Volksbühne - und uns fehlt eine Abschiedsveranstaltung mit Applaus, Blumen und großen Gesten (mindestens!) für die grandiose Inszenierung von Horace (von Corneille) des leider scheidenden Jürgen Gosch. In der Kulturredaktion sind die Meinungen geteilt (ein Verdacht geht dahin, die Übersetzung ließe zu wünschen übrig), die lauteste Stimme aber schwärmt seit Wochen von dem grenzenlosen Vertrauen in den Text, der dieses gewagt schlichte Unternehmen, auf die Bühne gebracht ohne jede Aktualisierung, nicht nur rechtfertigt, sondern zu einer Einzigartigkeit macht. Zu sehen ist das selten gespielte Stück nur noch bis zum Ende des laufenden Monats.
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