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A Night in Havanna - Dizzy Gillespie in Kuba

„It doesn't hurt“, antwortet Dizzy Gillespie verschmitzt auf die Frage, die ihm sicher schon tausendmal gestellt wurde, nämlich wie er es beim Trompetespielen anstellt, Backen und Hals aufzublähen wie ein Ochsenfrosch. Er ist mit seinen 70 Jahren lebendig und hellwach. Der Dokumentarfilmer John Holland hat aus verschiedenen Interviews und Beobachtungen ein wunderschönes Porträt des kleinen, großen Musikers gezeichnet. Äußerer Anlaß zur Entstehung des Dokumentarfilms war Dizzy Gillespies Besuch in Kuba zur Eröffnung des 5. Internationalen Jazz-Festivals in Havanna. Holland ist mit der Kamera dabei, als der kleine Dizzy im Matrosen-Outfit den großen, alten Kämpfer Fidel im Guerilla-Dress umarmt oder beim ausgelassenen Tanz des Ensembles Folkloristica National. Viele seiner musikalischen Weggefährten sind mittlerweile tot, vom exzessiven Drogengenuß zerfressen. So auch Chano Pozo, den afro-kubanischen Schlagzeuger, mit dem Gillespie lange zusammengearbeitet hat. In Kuba besucht er dessen Schwester, eine Yoruba-Priesterin. Gillespie hat es geschafft, in der Musik selbst die höchsten Rauschzustände zu entwickeln. Und deshalb sind die schönsten Szenen im Film die, wo Holland ihn bei seiner Arbeit mit dem Orchester beobachtet. Disziplinierte Kontrolle, wache Aufmerksamkeit und ein unglaubliches Gefühl für Rhythmik strahlen seine Aktionen aus. Auch anerkennende Bescheidenheit, wenn er für den großen Arturo Sandoval die Bühne räumt. Ein rundherum gelungenes Porträt. Der Beitrag eröffnet eine sechsteilige Reihe mit Jazz-Porträts, die der Bayrische Rundfunk jeweils am Donnerstag vorstellt. Nächste Woche folgt die Mills Brothers Story und am 29.3. Let's get lost, das melancholische Porträt Chet Bakers.

A Night in Havanna - Dizzy Gillespie in Kuba, 22.30 Uhr, Bayern 3

Foto: ap

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