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Barockfolk-Stout

■ Das Musikangebot der Irlandwoche: Zwischen Multivision und Historie

17 Jahre Mitgliedschaft in der EG, 20 Jahre bewaffneter Kampf im Norden, 15 Jahrhunderte Christentum, 69 Jahre Quasi -Unabhängigkeit und morgen, am 17.März, ist es wieder einmal soweit: Irland und die IrInnen feiern den St. Patrick's Day. Ein Grund, in Bremen eine Irland-Woche zu veranstalten? Restaurants verhökern (pseudo-)irische Speisen, allenthalben wird limonadiges Export-Guinness wie Sauerbier angeboten, Ferienhäuser stehen zur Vermietung an.

Inmitten dieses Kommerz-Trubels sollen die Künste nicht nachstehen. Von sehr alt über alt bis „zeitgemäß„ reicht die Palette der musikalischen Veranstaltungen. Schon heute um 13 Uhr bietet das Bremer Consort Contraire, „Ensemble für Alte Musik“, irische Barockmusik auf Blockflöte, Cembalo und Laute, Untere Rathaushalle.

Um 20 Uhr geht es im Kultursaal der Angestelltenkammer, Bürgerstraße, weiter. Gael Force 8 spielt irische Folkmusik mit modernem Anstrich. Die vier Herren aus Irland und Schottland spielen zumindest auf traditionellen irischen Instrumenten.

Morgen abend tritt an gleicher Stelle zur selben Stunde ein Bremer Trio auf, das auf den originellen Namen Fox hört. Mit „zeitgemäßen Interpretationen“ begegnen sie dem irischen Liedgut. Synthesizer und Tin Whistle am St. Patrick's Day im Angestelltensaal, vorwärts für ein vereinigtes Irland.

Freunde der selbstproduzierten Musik können in einem Workshop drei Tage lang bei Andrew Lawrence-King und Siobhan Armstrong, zusammen mit dem Consort Contraire, Kenntnisse in irischer Harfenmusik und mittelalterlicher Musik erwerben. Voranmeldung bei der Akademie für Alte Musik, Tel.: 397 -8287. Am Sonntag um 20 Uhr unterhält Mr. Lawrence-King auch ungeübte Ohren mit Irischer Harfenmusik des 16. und 17. Jahrhunderts sowie deren westeuropäischer Entsprechungungen. Wem die Komponistennamen O'Carolan, Lions, Locke und Salaverde etwas sagen, halte sich diesen Abend frei. Der Aufführungsort ist allein eine Beachtung wert. Das barocke Ereignis kommt in der Ostkrypta des Bremer Doms zu Ohren.

Die Hamburger Sopranistin Mascha Deubner und der Bremer Lautenist Harry Hoffmann geben sich in der Unteren Rathaushalle am Dienstag um 13 Uhr bei einem Mittagskonzert mit klassischen irischen Liedern die Ehre.

Schade, daß die unbestrittenen Fähigkeiten der MusikerInnen im Veranstaltungs-Angebot zwischen Multivisions-Wänden, historischen Überblicken und einem Frauensymposium wie ein akustischer Tupfer im zufälligen Patchwork dieser sogenannten Irland-Woche untergehen. Lobsang Samte

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