piwik no script img

„Jede kann singen“

■ 790 Tage Bremer Frauenjazzchor „Ein Ton tiefer“ / taz-Gespräch mit der Leiterin Brigitte Lück

790 Tage Frauenjazzchor „Ein Ton tiefer“ werden heute abend im BGH Weserterrassen, 20 Uhr, gefeiert. Damit stellt sich der Bremer Frauenjazzchor zum ersten Mal der berühmten breiteren Öffentlichkeit vor.

Hierhin bitte

den Frauenkopf mit der Brille

taz: Wie entstand der Frauenjazzchor?

Brigitte Lück: Der entstand wegen des großen Erfolges meines Workshops während einer Frauenwoche, der hieß „Frauen singen gemeinsam laut und tief“. Ich wollte schon lange einen Chor gründen, der nicht Brahms singt, sondern Jazz. Unser Chor ist ein reiner Laienchor. Weil ich davon ausgehe: Jede kann singen.

Was singt ihr?

Wir sind im Moment beim Swing angelangt, singen zum Beispiel Sachen von den Andrew-Sisters. Oder vierstimmige Stücke, die für den Chor geschrieben worden sind. Witzigerweise von einem ehemaligen Schlagzeuger der Bigband der Bundeswehr.

Huch?

Seine Tochter war im Chor, und er hat gesagt, das macht ihm Spaß. Dann hat er einen sehr schönen Satz für uns geschrieben. Im Frauenchor kannst du ja nur in den Bereich von zwei Oktaven gehen statt in vier wie bei einem gemischten.

Aber die Männer fehlen euch nicht.

Überhaupt nicht! Es gibt ja auch Traditionen: Brahms hat für Frauen geschrieben, Eisler. Es ist nur eine Frage von anderen Arrangementtechniken.

Und Deine eigene Musikgeschichte?

Ich bin eigentlich Psychologin und habe eine ordentliche Anstellung - also wie viele Frauen, die lebenslänglich nebenher Musikerinnen sind. Und die leben meist vom Unterricht und nicht von der Musik. Ich singe mein Leben lang und spiele Klavier.

Warum kann eigentlich jede singen?

Warum können viele nicht singen? Weil Frauen lernen, ihre Stimme zurückzunehmen, sie dürfen weder brüllen noch laut reden. Das Phänomen kannst du sehen, wenn du dir einen Männerchor ankuckst: Die Männer röhren los, ob's falsch oder laut ist, weil sie gewohnt sind, laut zu sein. Wenn du aber gewohnt bist, deine Stimme nicht zu erheben, dir kein Gehör zu verschaffen, dann verkümmert die Stimme auch.

Was passiert heute abend?

Weil nichts so langweilig ist als ein Chor, der zwei Stunden singt, gibts dazu das Musikkabarett „Li(e)dschatten“ und die Avantgarde-Sängerin Ilse Zahn-Wienands. Gespräch: clak

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen