piwik no script img

Volldampfnudel

■ Maria Peschek - die Kabarettistin als Ratschkattel

Eine original-bayrische „Ratschkattel“ ist eine, die ihr Mundwerk nicht zu kriegt. Im richtigen Leben wird sie wohl in vielen Gestalten auftreten, auf der Bühne (Angest.kammer) tut sie's nur im Blümchenkittel: Maria Peschek, bayrische Volldampfnudel.

Schonungslos hat sie auch in Bremen auf breitbayrisch losgeratscht und ihr Publikum mit gewichtigen Problemen belastet: Im Urlaub hat ihr eine Düsseldorferin nämlich ein Buch in die Hand gedrückt, und als sie das zu lesen angefangen hat, Sie, da hat sie nicht mehr aufhören können, weil, der Doktor Rippel hat darin gemeint, daß das Abnehmen gar nicht schwer ist, bloß das nicht mehr Zunehmen. Maria Pescheks Mundwerk ist ein Naturwunder. Wann sie beim Reden Luft holt, bleibt ihr Geheimnis. Vielleicht macht sie's in einem der vielen Momente während ihres Programms, in denen sich das Publikum vor Lachen krümmen muß. Zum Ausruhen zieht sich Maria Peschek dann aber doch den Kittel aus und plaudert auf der Bühne über ihren Werdegang: Sie kommt vom Lande aus einer kinderreichen Familie, hat eine Aus

bildung als Kindererzieherin hinter sich und ist erst dann an die Schauspielschule in München gekommen. Nebenbei mußte sie sich als Putzfrau und Kellnerin durchschlagen. Für ihre betuchten MitschülerInnen war das fasziniernd exotisch. Ganz unbemerkt hat Maria Peschek damit zu einem wahren Kabinettstückchen übergeleitet, in dem sie „Künstler“ wirklich gekonnt karikiert. Die Schauspielerin hat die herrliche Gabe, durch eine kleine Geste, das Heben einer Augenbraue völlig verändert auszusehen. Mußte sich das Publikum anfangs mit Maria Pescheks Dialekt abmühen, so zeigt die Schauspielerin nun, daß sie auch anders kann: perfekt in Sekundenschnelle Mundarten und Stimmlage ändern. Zum Ausdrücken braucht diese Frau nur sich! Maria Peschek hat einen entlarvenden Blick auf ihrer Umwelt. Sie spricht Dinge aus, die andere nicht gerne hören wollen. Sie sagt sie ihnen trotzdem, hat dafür eine einschlagende Methode gefunden: Wenn nämlich eine „Rastchkattel“ auf der Bühne steht, dann lauschen und applaudieren die Leute plötzlich. Elke Weber

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen