Kammerfrauen nicht einig Männer aber sehr

■ Geschäftsführerposten Angestelltenkammer

Ein Mann wurde zum Chef der Angestelltenkammer gewählt. Wer aber allein das böse DGB-Patriarchat hinter dieser Entscheidung wittert, liegt falsch. Auch Frauen standen und stehen auf den Kandidaten Fehrmann.

Die Vorgeschichte: Außer dem Kandidaten Fehrmann waren noch zwei KandidatInnen in der engeren Auswahl gewesen. Davon hatte eine, Angelika Pensky, beim Vorstellungsgespräch nicht Tagesbestform gezeigt und sich so selbst aus dem Rennen geworfen. Die zweite Frau, die DGB-Referentin Wiebke Buchholz-Will, war von unabhängigen Beobachterinnen und von den oppositionellen DAG-Vertretern für gleich-qualifiziert befunden worden, hatte im siebenköpfigen DGB-Kammervorstand aber nur zwei Stimmen erheischen können. Davon die der einzigen Vorstands-Frau, Ulrike Buchner.

Innerhalb der Angestelltenkammer war Ulrike Buchner aber Einzelkämpferin geblieben. Zwar hatte auch die stellvertretende Kammer-Personalratsvorsitzende Barbara Schwarz zu Beginn des Bewerbungsverfahren sich ausdrücklich dafür ausgesprochen, eine Frau zur Geschäftsführerin zu machen. Barbara Schwarz: „Ich war bis zuletzt die einzige, die gesagt hat, eine Frau soll es werden.“ Sie sei über die ersten Reaktionen ihrer Kammer-KollegInnen nicht gerade erfreut gewesen: „Ich war zunächst auch enttäuscht: Jetzt

standen zwei Frauen zur Debatte, und dann wird ein Mann favorisiert.“ Auch war die einzige Kammer-Personalrätin, die bei der Vorstellungsrunde der KandidatInnen dabei war, Ute Tönnjes, zunächst der Kandidatin Buchholz-Will zugeneigt. Doch ordneten sich beide, Tönnjes und Schwarz, der Belegschaftsmehrheit unter, die männlich wie weiblich, den Kandidaten Fehrmann für „durchsetzungsfähiger“ hielt oder für „kompetenter“. Barbara Schwarz: „Ich stehe jetzt hinter der Entscheidung für Fehrmann. Denn die Situation ist bei uns so zugespitzt, daß das Konsensprinzip ein eigenes Gewicht hat.“

Zu einem Frauenbündnis kam es nicht, eher zum Gegenteil: Kammer-Personalrätin Barbara Schwarz warf Kammer -Vorstandsfrau Ulrike Buchner vor, nicht aus frauenpolitischen Interessen für eine Geschäftsführerin zu kämpfen: „Wiebke Buchholz-Will ist ihre Kandidatin. Da wird jetzt die Frauenschiene gefahren.“ Unterstützung hatte Ulrike Buchner nur außerhalb der Angestelltenkammer bekommen: Vom DGB-Kreisfrauenausschuß. 15 VertreterInnen von Einzelgewerkschaften hatten einhellig gefordert, die DGB -Frauenpolitikerin Buchholz-Will zu nomieren: Monique Troedel, Vorsitzende des DGB-Kreisfrauenausschusses, über ihre DGB-Kollegen: „Sie vergrätzen sich die Kolleginnen.“

B.D.