: Edle Schule, miese Löhne - Berlitz-LehrerInnen streiken
■ Vom bundesweiten Arbeitskampf gegen die Berlitz-Sprachschulen sind auch drei Berliner Filialen betroffen / Die Geschäftsleitung will nicht über die Forderungen verhandeln
Mit einem zweitägigen Streik am Mittwoch und Donnerstag haben die Angestellten der „Berlitz„-Sprachschulen versucht, die Geschäftsleitung in Frankfurt zur Aufnahme von Tarifverhandlungen zu bewegen. An der bundesweiten Aktion beteiligten sich nach Angaben der GEW 13 Schulen in neun Städten. Bisher hat die „Berlitz„-Geschäftsleitung auf die Forderungen nicht reagiert; weitere Streiks sind abzusehen.
Die Lehrkräfte bei „Berlitz“, hauptsächlich AusländerInnen, die ihre Muttersprache unterrichten, wollen erst einmal die Aufnahme von Verhandlungen zwischen dem Unternehmen und der GEW erreichen. In dem Tarifvertrag verlangen die Angestellten 16 Prozent mehr Lohn - bisher verdient eine vollqualifizierte Lehrkraft zwischen 13 und 16 Mark in der Stunde. Außerdem sollen die Arbeitszeiten auf der Basis der 38-Stunden-Woche festgeschrieben werden. Doch durch die Praxis des Unternehmens, den Kunden flexible Lernzeiten zu ermöglichen, müssen sich die Lehrer teilweise bis zu 54 Stunden in der Woche verfügbar halten, bekommen jedoch nur 35 garantiert bezahlt. Schließlich sollen im Tarifvertrag soziale Leistungen festgeschrieben werden.
Der Streik, den die etwa 70 Lehrer in Berlin von den drei „Berlitz„-Schulen in Steglitz, Wedding und am Kudamm führen, hat nach Ansicht des Betriebsratsvorsitzenden Patrick Coan „hoffentlich gute Chancen. Unsere KundInnen haben Verständnis für unseren Streik, denn bei den hohen Preisen, die sie zahlen, sind sie erstaunt zu hören, was wir verdienen“.
Von Verhandlungen über einen Tarifvertrag will Wolfgang Wiedeler, Geschäftsführer von „Berlitz“, nichts wissen: „Man verhandelt nur, wenn etwas Vernünftiges herauskommen kann.“ Die Forderungen seien „unmöglich zu erfüllen“, denn „Berlitz“ habe nur die Hälfte der Umsatzrentabilität normaler Betriebe, und ein Eingehen auf die Forderungen bedeute eine Erhöhung der Personalkosten um 60 Prozent.
Für die Gewerkschaft sind die Forderungen „Ausgangspositionen und kein Abschlußdiktat, es geht um einen fairen Kompromiß“. Wenn sich aber „Berlitz“ nicht bewege, dann würden „die Zeiträume zwischen den Aktionen kürzer“, so Klaus Büscher von der GEW, in der 85 Prozent der Berliner LehrerInnen organisiert sind. Die Gewerkschaft bereitet sich auf eine „längere Auseinandersetzung“ vor: „Von uns aus kann das ein Jahr dauern.“
Bernhard Pötter
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