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Schulstreik gegen sexuelle Belästigungen

■ Tempelhofer Schüler der Carl-Zeiss-Schule fordern Ausschluß eines Mitschülers: „Frauen sind kein Freiwild“

Mehrere hundert SchülerInnen der Carl-Zeiss-Gesamtschule in Tempelhof sind gestern für zwei Stunden in den Unterrichtsstreik getreten. Ihre Forderung: Der Tempelhofer Schulrat Rybacki möge endlich den 15jährigen Schüler X. von der Schule verweisen. Der türkische Schüler X. hatte im vergangenen Dezember eine Schülerin seiner Klasse im Bus sexuell belästigt, indem er mit Hilfe eines anderen türkischen Schülers versuchte, das Mädchen auszuziehen. Die streikenden SchülerInnen der Carl-Zeiss-Schule, die sich gestern mit einem Transparent „Frauen sind kein Freiwild“ vor der Schule versammelt hatten, sprechen von einer versuchten Vergewaltigung.

Der Tempelhofer Schulrat Rybacki erklärte auf Nachfrage der taz, daß er den Schülerstreik für unzulässig halte, weil damit auf undemokratische Art und Weise gegen einen einzelnen Schüler Stimmung gemacht werde. X. habe sich nach dem Vorfall nichts mehr zu Schulden kommen lassen, außerdem sei er bereits in die Parallelklasse versetzt worden sei. Daß ein Schulverweis in diesem Fall ein geeignetes pädagogische Mittel sei fraglich, erklärte Rybacki mit Hinweis darauf, daß er am kommenden Mittwoch an der Lehrergesamtkonferenz in der Carl-Zeiss-Schule teilnehmen, und erst dann eine Entscheidung treffen werde.

Die Schülerinnen und Schüler, mit denen die taz gestern morgen während des Streiks sprach, wollen auf keinen Fall, daß X. an der Schule bleibt, weil von ihm weiterhin eine Gefahr ausgehe. Als Beispiel führten sie an, daß er einzelne Schüler bedroht habe, nachdem diese sich auf einer Unterschriftenliste für seinen Verweis von der Schule stark gemacht hatten. Die Schüler und Schülerinnen legten Wert darauf, daß der Streik nicht als Akt von Ausländerfeindlichkeit gemeint sei. Es gehe allein darum, daß X. versucht habe, die Schülerin A. zu vergewaltigen und andere Schüler bedroht habe. Türkische Schülerinnen, die mitstreikten bestätigten, daß es an der Schule keine großen Probleme zwischen Deutschen und AusländerInnen gebe.

Der Mittelstufendirektor der Schule, Sigurd Kurz, verwies darauf, daß der Lehrerjahrgangsauschuß den Schulrat bereits im Dezember in einem Schreiben aufgefordert habe, X. an eine andere Schule zu verweisen. Kurz ist zwar auch eher der Ansicht, daß X. bleiben sollte - hat die Aufforderung aber im Einvernehmen mit seinen KollegInnen in den folgenden Monaten mehrfach wiederholt, weil die SchülerInnen gegen X. so aufgebracht sind: „Ich bin auch der Meinung, daß sich der Schüler gebessert hat, aber ich glaube, daß es besser für ihn ist, wenn er die Schule verläßt.“

Wie aufgeheizt die Stimmung an der Schule ist zeigte ein Vorfall, der sich gestern am Rande des Streiks abspielte. Ein deutscher Schüler, der sich von X. und dessen Freunden bedroht fühlte, weil er die Protestresolution unterschrieben hatte, brachte eine Schreckschußpistole mit zur Schule. Sie landet in den Händen eines Kobs, nachdem sie ihm der Freund von X., der das Mädchen mitbelästigt haben soll, abgenommen hatte.

plu

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