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Neues aus der DaDa-eR

■ Die Herren Mensching und Wenzel in Bremen / Wenn man mal begeistert ist...

Berliner Ensemble, Hauptstadt der DDR, Anfang Dezember 1989: es treten auf zwei Clowns, Mensching und Wenzel, nie gehört die Namen, aber ausverkauftes Haus, wir bekommen gerade noch zwei Plätze im zweiten Rang, unter der Decke des mit Gipsfiguren überladenen Theaters. DaDa - DaDa-eR, damals hieß das Programm: Letztes aus der DaDa-eR.

Zwei Künstler: der eine spill

rig-klein mit quäkiger Stimme, nörgelnd, boshaft, bitter der andere: bissig, bisweilen autoritär, dann wieder melancholisch, kräftig. Auch gelegentlich als Untermann geeignet. Wir waren 100 Minuten in Bann gehalten von ihrem Repertoire an literarischen Ein-und Überfällen, an Slapsticks und Musikalität, an Wut und Trauer über ihr Land.

Während unseres zweimonatigen Aufenthaltes haben wir gele

gentlich mit Künstlern aus der DDR zusammengesessen, die eher flügellahm waren, kaum etwas über die gegenwärtige Situation des Umbruchs zustande bringen konnten, sie brauchen Distanz. (Oder wie einer sagte: erst mal drei Monate in Tiefschlaf und dann kann ich vielleicht wieder arbeiten?)

Mensching und Wenzel arbeiten seit 12 Jahren an der Bewältigung von DDR-Gegenwart, an künstlerischer Verdichtung ihrer täglichen Erfahrungen. Sie sind einfach aufgetreten, haben die Texte nicht vorher absegnen lassen und bekamen oftmals nachher grossen Ärger mit den Zensurbehörden. Aber, so sagen sie beide, manches war auch möglich, es wurde ja keineswegs alles verboten, so doof waren die Zensoren auch nicht. Ihr Programm - eine Mischung aus Clownerie und dadaeskem Nonsens, aus Akrobatik und Chansons (mit bitterem Mandelaroma ) und und und...

Wir waren beide so begeistert, daß wir bei einem weiteren Treffen mit den Herren Mensching und Wenzel einen Auftritt in Bremen vereinbart haben. Die Schwierigkeiten, einen Veranstalter und einen Saal zu finden, stellten sich erst in Bremen ein: Müssen wir erst überlegen, kennen wir nicht, nie gehört, kommt da überhaupt einer - und was die Antworten waren... Also, kein Zögern, nun treten sie einmal auf, um 23 Uhr heute Abend in der Schauburg. Wer Lust hat, sich von ihrem Witz treffen zu lassen... - Und morgen wird gewählt in der DDR, ob es da noch was zu lachen gibt? Jürgen und Marita Albert

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