„Das war ein ganz übles Geholze“

■ 1. FC Kaiserslautern - VfL Bochum 2:1 / Entscheidung durch zwei rote Karten

Berlin (taz/dpa) - Bochums Trainer Reinhard Saftig, neben dem Homburger Stabel einer der versiertesten Jammerer der Bundesliga, konnte man seine Rage schwer übelnehmen. Zu oft ist sein VfL in dieser Saison zusammengeholzt worden, ohne daß ein Schiedsrichter dagegen einschritt. Diesmal am Betzenberg waren es nun die Seinen, die mit Brachialgewalt versuchten, den Lauterern die Punkte abzuknöpfen. Nur hatte hier Schiedsrichter Amerell, bekannt für Rigorosität, die schwarzen Fäden in der Hand und schickte die Bochumer Ridder und Reekers - völlig zu Recht, wenn auch im Falle Reekers (absichtliches Handspiel in Tateinheit mit mutwilligem Ballwegschlagen, genau auf die Leber des Linienrichters) ein wenig hart - vorzeitig ins Duschkabinchen.

Flugs stimmte Saftig in den Chor derjenigen ein, die, wenn ihre Spieler foulen wie die Berserker, die Schiedsrichter dafür verantwortlich machen, sobald diese ihres Amtes walten und eifrig mit den bunten Kärtchen wedeln. Amerell sei „diesem Spiel nicht gewachsen“, die roten Karten „ein Witz“ gewesen. Der Angegriffene zweifelte daraufhin, ob „manche Trainer“ noch „die Herrschaft über ihren Verstand“ hätten und rechtfertigte sein Vorgehen: „Das war ein ganz übles Geholze - da ging's pausenlos von hinten in die Haxen. Und wenn geholzt wird, greife ich durch.“ Das tat er sogar noch nach dem Schlußpfiff, als der Chef des Bochumer Wirtschaftsrats in seine Kabine eindrang, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen. Amerell zeigte auch dem Herrn Altegoer die rote Karte und verwies ihn der Kabine.

Das schiedsrichterliche Durchgreifen brachte den Bochumern, die durch ein Tor von Rzehaczek lange mit 1:0 geführt hatten, doch noch eine Niederlage. Lelle glich in der 70. Minute aus, und Kuntz köpfte kurz nach Reekers Platzverweis den umjubelten Siegtreffer. „Vielleicht ist die Seuche jetzt vorbei“, hoffte Kuntz, mit zwölf Treffern jetzt Zweiter der Torschützenliste hinter Frankfurts Andersen (13), nach dem ersten doppelten Punktgewinn seit dem 2. Dezember.

Zum Grandseigneur der Liga möchte offenbar Kaiserslauterns neuer Coach Karl-Heinz Feldkamp gewählt werden. Er gefällt sich neuerdings in der Pose des weisen, abgeklärten Weltenbummlers, den nichts mehr überraschen kan, weil er schon alles kennt. Sein Kommentar zur Frage, wie er denn Schiedsrichter Amerell gesehen habe: „Ganz in schwarz.“

KAISERSLAUTERN: Ehrmann - Foda - Stadler (21. Lelle), Lutz, Scherr - Roos, Hotic, Schupp, Emig - Labbadia (67. Schakow), Kuntz

BOCHUM: Wessels - Kempe - Dressel, Reekers - Ostermann, Ridder, Legat, Rzehaczek (70. Kohn), Wegmann, Hubner Leifeld

Zuschauer: 23.000