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Tempo 30 kommt nun endlich in die Gänge

■ Verkehrssenator Wagner will Tempo30 auch auf Hauptstraßen einführen / Die Umweltverwaltung stimmte den Plänen jetzt zu

Die Autofahrer müssen künftig noch öfter auf die Bremse treten, als geplant. Im Gegensatz zu ihren bisherigen Tempo -30-Plänen will die Senatsverkehrsverwaltung nun auch in einer ganzen Reihe örtlicher Hauptverkehrsstraßen die erlaubte Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer reduzieren. Das Netz von Straßen, auf dem weiterhin mit 50 Sachen gefahren werden darf, werde damit auf eine Gesamtlänge von unter 800 Kilometer schrumpfen, hieß es gestern in der Verkehrsbehörde. Ursprünglich sollten etwa 840 der insgesamt 2.900 Straßenkilometer von dem geplanten flächendeckenden Tempolimit ausgenommen werden. Nachdem die Abstimmungsgespräche mit den Bezirken nun beendet sind, will Verkehrssenator Wagner (SPD) das mehrfach überarbeitete Konzept am 28. März endlich öffentlich vorstellen.

Mit den jüngsten Zugeständnissen hat sich die Verkehrsbehörde nun auch die Zustimmung der Senatsumweltverwaltung gesichert. „Es ist uns zwar noch nicht genug“, erläuterte Umweltstaatssekretär Groth; seine Verwaltung habe trotzdem zugestimmt, „damit es überhaupt in die Gänge kommt“. Im Sommer will die AL-geführte Behörde allerdings in einer „zweiten Runde“ ihre weitergehenden Wünsche nach Tempo 30 noch einmal auf den Tisch packen. Dann soll im Rahmen des „Stadtentwicklungsplans Verkehr“ neu entschieden werden, welche Straßen überhaupt weiter als Hauptstraßen gelten sollen.

„Wir haben die Verantwortung, daß der Verkehr weiterhin einigermaßen läuft“, verteidigt man sich in der Verkehrsverwaltung gegen die Begehrlichkeiten der Umweltbehörde. Mit den überarbeiteten Plänen werde es in Berlin ohnehin „wesentlich mehr“ Tempo 30 geben, als selbst vom Deutschen Städtetag gefordert. Dieser empfiehlt, es auf einem guten Drittel des Straßennetzes bei Tempo 50 zu belassen; in Berlin werde es mit 27 Prozent nur noch bei einem „Minimalnetz“ bleiben.

Ein gutes Dutzend örtlicher Hauptstraßen hat die Verkehrsverwaltung nun zusätzlich aus dem Tempo-50-Netz herausgenommen. Darunter sind mit der Holtzendorff-, der Schlüterstraße und der Platanenallee allein drei Straßen im Bezirk Charlottenburg, der sich mit besonders weitreichenden Wünschen nach Tempo 30 hervorgetan hatte. Mit dem Nordufer, sowie der Torf- und der Lynarstraße sollen außerdem auch drei Weddinger Hauptstraßen verkehrsberuhigt werden. In Zehlendorf soll auch in der Sundgauer Straße und der Straße am Schlachtensee Tempo 30 gelten, außerdem am Neuköllner Maybachufer, dem Tempelhofer Löwenhardtdamm und der Crailsheimer und der Malteser Straße in Steglitz.

Der AL-Abgeordnete Cramer forderte jetzt erneut, die Tempo -30-Schilder auch am Kudamm aufzustellen. Begründung: Der Boulevard sei die „unfallträchtigste Straße“ der Stadt. In der Verkehrsverwaltung wurde dieses Argument zurückgewiesen: Die Unfälle auf dem Kudamm seien „nur Bagatellunfälle“, die zum Beispiel beim Parken passierten. Ursache der Schrammen sei nicht das Tempo, sondern die unglückliche Lage der Parkplätze auf dem Mittelstreifen.

hmt

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