: Eiswittchen
■ „Walt Disney's World on Ice“ mit Schneewittchen, Sieben Zwergen und Micky Maus in Bremen
Schneewittchen ist nicht Schneewittchen ist nicht Schneewittchen. Schneewittchen ist ein Märchenwittchen ist ein Snow-White-wittchen ist ein Eiskunstwittchen. Das hätten sich die Brüder Grimm noch nicht vorstellen können, wir aber. Und vor uns schon Walt Disney und gleich danach die US -Eisshows.
Das Jamie-Lynn-Kitching-wittchen, Eiskunstläuferin aus Montreal, im Kongreßsaal in der Stadthalle ist rot wie Blut, weiß wie Eis, schwarz wie Ebenholz und fleischhaftig keep smilendes Snow White aus Walt Disneys „Snow White and the seven dwarfs“, dem ersten abendfüllenden und mit einem großen und sieben kleinen (!) Oscars ausgezeichneten Zeichentrickfilm von 1937, der nun aufs Eis gekommen ist. Jamie-Lynn hat statt sieben einen Zwerg dabei und zusätzlich Micky Maus - die zwar mit Schneewittchen noch nie was am Hütchen hatte, aber bei Walt Disney's World on Ice wird Fantasie eben fantastisch und eine Pressekonferenz zum Kindergeburtstag: Jede JournalistIn findet auf
ihrem gedeckten Plätzchen einen Walt Disney's World on Ice-Merkblock, - Faserschreiber, -Briefpapier, -Aufkleber, -Plüschdwarf und daneben Milchshakes mit Erdbeerge schmack, Popcorn zum Löffeln, Hamburger mit Cola, umflaggt von US- und deutschen Wimpeln. Da wundert es eine, daß die Tour-Manager zur Begrüßung nicht „Heigh Ho“ intonieren, das Lied der Zwerge. Kein Wunder: Die Herren sind schließlich riesig im Business. Acht Millionen DM kostet die Produktion. Eine Show
der superspektakulären Superlative (mit einer mobilen, maximal 204x84-m-Eisfläche, 73 mobilen, maximal 1,68-m -Eiskunst- und Präzisionsläufern, 20.000 Leuchten allein am Hauptvorhang uswuswusw.) eines der größten Show-Unternehmens der Welt: nämlich Ringling Brothers und Barnum & Bailey, das mit fünf Ice-Produktionen umschichtig mit der ganzen Welt schlittschuhfährt und für dessen Produzenten Kenneth Feld ein Traum eine Sache des Konzepts ist. Wie wahr, wenn Ute Wedemeier zur Pre
miere am 27. die Zwerge vom Bahnhof abholt und Dieter Klink der bösen Königin seine Bürgerschaft zeigen und Äpfel anbeißen wird! Da bleibt uns die Spucke weg, und wir klammern uns an Horkheimer/Adorno: Disneys „Trickfilme waren einmal Exponenten der Phantasie gegen den Rationalismus. Sie ließen den durch ihre Technik elektrisierten Tieren und Dingen zugleich Gerechtigkeit widerfahren, indem sie den Verstümmelten ein zweites Leben liehen.“ Wer leiht jetzt wem was? Claudia Kohlhas
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen