piwik no script img

Open-Air gegen Asbest-Schlamperei

■ Öffentlicher Unterricht soll Behörden in Bremen-Nord wachhalten

„Sag mir jetzt mal den Beispielsatz im Dativ“, sagt die Lehrerin einer fünften Klasse zu einem ihrer Schüler. Ort des Geschehens: nicht etwa die Schulklasse, sondern das Ortsamt Bremen-Nord. Die SchülerInnen mehrerer Klassen sitzen dort auf dem Flur und konzentrieren sich auf den Unterricht. Ortswechsel: eine neunte Klasse sitzt im Flur des Bauamtes Bremen-Nord und wird gleich das Referat einer Schülerin hören. Neugierige Bedienstete stecken ihre Köpfe aus den Bürotüren - und machen sie schnell wieder zu. Auf dem Sedanplatz und in der Gerhard-Rohlfs-Straße das gleiche Bild: 11 Schulklassen auf Camping-Stühlen und auf dem Schoß die Geometrie. Die 700 SchülerInnen und ihre LehrerInnen aus dem Schulzentrum Lerchenstraße haben gestern nachmittag ihren Unterricht in die

Öffentlichkeit verlegt, um erneut auf die Bummelei der Behörden bei der Asbestentsorgung in ihrer Schule aufmerksam zu machen. Seit vier Wochen ist ihre Schule zu, und der Unterricht findet nachmittags im Schulzentrum Vegesack an der Kerschensteiner Straße statt. Aber am Montag ist doch ein Gutachter vom TÜV Hamburg gekommen und hat Proben entnommen? Die Betroffenen sind ungeduldig. Drei Wochen soll es mindestens dauern, bis die Begehung, die Auswertung der Proben und das abschließende Gutachen fertig sind. Der Nachmittagsunterricht streßt alle Beteiligten. Lehrer Peter Jendrek: „Die Schüler kommen nach dem Mittagessen, wenn sie schon zum ersten Mal müde sind.“ Nach Ostern werden die SchülerInnen auf sechs Schulen verteilt. „Dann haben wir den Klassenschrank im

Kofferrraum und müssen in den Fünf-Minuten-Pausen drei Kilometer zwischen den Schulen hin-und herfahren, um von einer zur anderen Klasse zu kommen. Erträglich wird das erst, wenn wir wissen, bis wann wir diesen Übergangszustand aushalten müssen“, so Jendrek. Auf dem Sedanplatz sammelt ein Lehrer Unterschriften für die Forderung an die Senatoren für Bildung und für das Bauwesen: Sie sollen zusagen, daß die Schule spätestens zum neuen Schuljahr am 23. August wieder zur Verfügung steht. Eine Lehrerin: „Walter Seitz vom Bildungssenator hat uns gesagt, Geld spiele keine Rolle bei der Sanierung. Dann können sie jetzt ja mal ein paar Nachtschichten einlegen.“ Erfolg im Ortsamt: Montag, den 26. März gibt's eine öffentliche Beiratssitzung zum Thema. bea

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen