piwik no script img

Atomstrom fließt weiter

■ Bürgerschaft: Keine Chance zum Preag-Ausstieg

Mit einem Begräbnis dritter Klasse beerdigte die Bürgerschaft gestern alle Hoffnungen auf einen kurzfristigen Ausstieg Bremens aus der Atomenergie. Nach einstündiger Debatte vor halbleeren Stuhlreihen hoben sich noch ganze vier Finger für einen Antrag der Grünen, bis zum September alle Möglichkeiten für eine Änderungskündigung des Atomstrom -Vertrags mit der Preag zu prüfen. Grund: Selbst die Hälfte der Grünen hatte während der Abstimmung anscheinend Wichtigeres zu tun. Die übrigen Fraktionen stimmten aus neuer (SPD) oder immer betonter (CDU/FDP) Überzeugung gegen weitere Versuche, sich mit dem Strom-Giganten Preag anzulegen.

Drei Gutachten geben der großen Koalition der Skeptiker recht. Danach kann die Preag zu einem Naturaltausch „gelieferter Atomstrom gegen Bremer Kohlestrom“ nicht gezwungen werden. Zumindest einer der Gutachter sieht dennoch drei Schlupflöcher, um Bremen zu einer Strombilanz

ohne Atomstrom unterm Strich zu verhelfen. Erstens eine konzertierte Aktion mit anderen Großstädten, die der Preag gemeinsam ihre Stromüberschüsse anbieten und dadurch Preag -KKW-Kapazitäten überflüssig machen, zweitens die Belieferung von Umlandgemeinden mit Bremer Strom, drittens den Aufstieg der Stadtwerke zum „Verbundunternehmen“, das seine Strom-Überschüsse auch in überregionale Netze einspeisen darf.

Die von den Grünen geforderte schnelle Prüfung aller drei Varianten wies der SPD-Abgeordnete Karlheinz Schmurr gestern zurück als „Großmannssucht, die ans Lächerliche grenzt“. Stattdessen räumte die SPD mit FDP-Unterstützung dem Senat gestern eineinhalb Jahre weitere Bedenkzeit für einen „kleinen, Bremen angemessenen Beitrag zum Atomkraft -Ausstieg“ ein. Der CDU war auch das zuviel. Für Fraktionschef Kudella bleibt Atomstrom auf absehbare Zukunft unverzichtbar.

K.S.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen