Satellitenfotos zeigen: Rabta intakt

■ Die libysche Chemiefabrik ist offenbar nicht bis auf die Grundmauern abgebrannt / Die Bundesrepublik wurde erneut der Verwicklung in die „Sabotageaktion“ beschuldigt / Die „Attentäter“ sind angeblich schon verhaftet

Toulouse/Rom (afp/ap/dpa) - Die umstrittene Chemiefabrik im libyschen Rabta ist offenbar größtenteils intakt. Dies zeigen Aufnahmen des französischen Satelliten „Spot 1“ von der Anlage, in der nach Aussagen westlicher Geheimdienste Giftgas produziert wird. Nach Angaben von Experten sind heutige Aufklärungssatelliten zu nachgerade sagenhaften Leistungen in der Lage. So wird behauptet, die neueste Generation dieser Wunderwerke könne sogar noch aus einer Höhe von mehr als 250 Kilometern mühelos einen Zeitungsartikel lesen. Wie ein Sprecher von „Spot Image“, der Betreibergesellschaft des Satelliten, am Montag in Toulouse mitteilte, sind auf den am Sonntag aufgenommenen Bildern lediglich bei einigen kleinen Nebengebäuden schwarze Flecken zu sehen, die auf ein Feuer hindeuten könnten. Ein kleiner Brand könnte sich dem Sprecher zufolge allerdings 800 Meter südlich des Hauptgebäudes in einer 4.000 Quadratmeter großen befestigten Zone zugetragen haben, die der Lagerung von Fertigprodukten diene. Libyens Botschafter in Italien warf unterdessen der Bundesrepublik vor, in den Brand in der Fabrik verwickelt zu sein. Auf einer Pressekonferenz in Rom sagte Shalgam am Montag, erste Untersuchungen hätten ergeben, daß der Brand wahrscheinlich auf eine „Sabotageaktion eines Mitglieds des technischen Personals der Fabrik“ zurückgehe. Da deutsche Firmen einen entscheidenden Anteil beim Bau der Anlage gehabt hätten und nur sehr gut unterrichtete Fachleute für die Sabotage in Frage kämen, sei eine Beteiligung der Bundesrepublik „technisch gesehen“ möglich. Libyen verdächtige außerdem auch die Vereinigten Staaten und Israel. Nach Angaben des Botschafters sind mittlerweile der mutmaßliche „Attentäter“ sowie mehrere seiner Helfer verhaftet worden. Die Täter seien äußerst geschickt vorgegangen, so daß man als Brandursache zunächst auf einen Unfall hätte schließen können. Obwohl Libyen die Todesstrafe ablehne, würden die Saboteure an der Brandstelle hingerichtet werden, fügte Shalgam hinzu. Das Auswärtige Amt in Bonn teilte dazu mit, es gäbe keine Hinweise, wonach Bundesbürger im Zusammenhang mit dem Brand in Rabta festgenommen wurden.

Von libyscher Seite war bereits am Samstag gemeldet worden, der Brand in der Fabrik in Rabta gehe vermutlich auf einen „Sabotageakt“ zurück, an dem die USA, die Bundesrepublik oder Israel beteiligt gewesen seien. Schon in der vergangenen Woche hatte der libysche Revolutionsführer Gaddafi der Bundesrepublik Folgen für den Fall angedroht, daß deutsche Agenten ihre Hände im Spiel gehabt haben sollten. Bonn hat - wie auch die USA und Israel bestritten, etwas mit dem Brand zu tun zu haben.