Soul comes great when it comes at all

■ Curtis Mayfield kommt wie angekündigt, und das ist schon was besonderes

Wenn heute abend um 20 Uhr im Modernes tatsächlich Curtis Mayfield mit der Superfly Band auftritt, habe ich eine Wette gewonnen. „Wart man erstmal ab“ mußte ich mir sagen lassen, als ich meinen Freunden aufgeregt die Konzertplakate zeigte, und es stimmte ja auch, daß die „Kings of Soul“ sich in den letzten Jahren nicht dadurch auszeichneten, daß sie auch kamen, wenn sie angekündigt waren. Zudem ist es im letzten Jahr zur Unsitte der Veranstalter geworden, Konzerte erst einmal anzusetzten, um dann anhand des Vorverkaufs zu entscheiden, ob das Konzert stattfindet oder nicht.

Aber es scheint ja wirklich zu klappen; dabei hatte sich Curtis Mayfield in den achtziger Jahren schon ganz aus dem Showgeschäft zurückgezogen und war mit seinem Clan aufs Land gezogen. Um seine neue LP vorzustellen, geht Mayfield jetzt wieder auf Tour - über sein Konzert in Stuttgart schrieb ein Kritiker:„Selten strahlt ein Künstler soviel Kompetenz, Wärme und Sicherheit aus.“

1972 schrieb Mayfield die Musik zu dem Film „Superfly“, einem der Actionfilme (in dem die Supermänner schwarz sind), die sich an den Erfolg von „Shaft“ anschlossen. Der Soundtrack zu diesem Film kam von Issac Hayes, und mit ihm sind wir auch wieder bei den Soulstars, die dann doch nicht zu uns kommen. Mindestens dreimal waren Konzerttermine für Hayes geplant, Plakate gedruckt und Ankündigungen geschrieben. Genaue Gründe für die Absagen waren auch nie zu erfahren. Der gebeutelte Veranstalter Uwe Siemer spricht nur von „unkompetentem Management“.

Auch Terence Trent D'Arby prangte schon als Topact des Monats auf der Titelseite des Bremer Blattes. Bei ihm war aber immerhin klar, warum er nicht kam: er schoß zu schnell in den Charts nach ganz oben, und da trat er lieber in New York als in Bremen auf. Wilson Pickett schaffte es immerhin bis ins Modernes. Und an diesem Auftritt konnte man auch gut lernen, warum manche Touren den Bach runter gehen. Es war ein grauenhaftes Konzert, in dem Pickett kaum sang, immer wieder von der Bühne wankte und offensichtlich wieder zurückgeschubst wurde. Nach dem Konzert prügelte sich Pickett im Hotel mit seiner Frau und Mitgliedern der Band, und die Wunden mußten im St. Jürgens Krankenhaus genäht werden. Die Tour wurde abgebrochen, und diesmal waren wir Bremer die Glücklichen, die den „King of Soul“ gerade noch zu sehen bekamen.

Willy Taub