: Die Anderen
■ The Guardian: Lob für Frau Thatchers Entschuldigung / Liberation: Zum Börsensturz in Japan / Neue Züricher Zeitung: Gorbatschow sucht zu lavieren / Neues Deutschland: Zu Stasi-Überprüfungen der neuen Volkskammerabgeordneten
The Guardian
Lob für Frau Thatchers Entschuldigung
'Ich glaube, jeder von uns‘, sagte Frau Thatcher am Mittwoch, 'empfindet noch Scham wegen dieses Abkommens‘. Das ist ein kurzer Satz, aber inhaltsschwer. Scham ist ein gewichtiges Wort, aber es ist nicht eines, was wir normalerweise mit der Premierministerin selbst oder mit der Ideologie und Kultur, die ihren Namen tragen, assoziieren. Nichts einzugestehen ist von grundsätzlicher Bedeutung für den Thatcherismus...
Die Betretenheit der Premierministerin angesichts des Münchner Abkommens ist sicherlich wohl begründet.... Ungewöhnlich ist, solche Empfindungen vom Führer der konservativen Partei zu hören. Die Tories waren schließlich die Partei von München. Kein konservativer Abgeordneter stimmte gegen das Abkommen, obwohl sich rund 30 der Stimme enthielten.
Liberation
Zum Börsensturz in Japan
Der offensichtlichste Grund für den Sturz ist ... die Baisse des Yen und die Hausse der Zinsen. Während eines Jahres hat die japanische Währung mehr als 20 Prozent gegenüber anderen wichtigen Währungen an Wert verloren. Dieses Phänomen ist verdoppelt worden durch einen Zinsanstieg, der in Japan seit langem nicht mehr beobachtet worden war. Die Zinsen sind innerhalb eines Jahres von 4,9 auf 7,4 Prozent geklettert. Der japanische Markt hat im letzten Drittel 1989 ein Szenarium erlebt, daß dem beim Börsenkrach von 1987 sehr ähnlich war.
Neue Zürcher Zeitung
Gorbatschow sucht zu lavieren:
In letzter Konsequenz wird sich die Kraftprobe auch in diesem Fall daran entscheiden, zu welchem Urteil der Herr des Kreml beim Erwägen der alten russsichen Maxime kommt: Man soll erobertes Territorium ohne Not nicht aufgeben. Wie groß sind die äußeren Zwänge, die Gorbatschow davon abhalten, Gewalt anzuwenden, das einzige wirksame Mittel, mit dem kommunistische Herrschaft bisher in den unterworfenen Ländern gesichert wurde und wird.
Und wie groß ist der auf ihm lastende innere Druck, der es ihm verbietet, dem litauischen Begehren stattzugeben? Der sowjetische Präsident, der auch schon ein Künstler im Zeitgewinnen genannt wurde, sucht offenbar auch diesmal zu lavieren. Ein Einschreiten gegen ein kleines, friedliches Land würde ihm - anders als der Einriff zu Eindämmung von Gewalt in Aserbeidschan - an Prestige einen gewaltigen Preis abverlangen; Untätigkeit könnte ihn die Macht kosten.
Neues Deutschland
Zu Stasi-Überprüfungen der neuen Volkskammerabgeordneten:
Leute mit Geheimdiensthintergrund - egal, ob vom einstigen MfS oder vom BND oder einer anderen 'Firma‘ - sollten in keinem freigewählten Parlament der Welt als Abgeordnete sitzen. Dabei spielt es keine Rolle, zu welcher Fraktion sie gehören.
So müssen Hinweise auf die Vergangenheit einiger erst am 18. März gewählter Volkskammermitglieder durchaus ernst genommen werden. ... Es ist vor allem Sache des Parlaments selbst, das Notwendige zu veranlassen. Nicht im allgemeinen Interesse kann es liegen, wenn das Hohe Haus durch langwierige Prozeduren lahmgelegt und politisch destabilisiert wird, bevor es seine Tätigkeit auch nur beginnen kann.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen