: Nur ein Hydrant ragte heraus
■ Mannheimer Mittelmaß: Kopfloser SV Werder trennte sich torlos von harmlosen Waldhöfern
Wie das Spiel, so die anschließende Pressekonferenz. „Schlechtes Spiel“, „gewonnener Punkt“, so klang es unisono aus den Kehlen Otto Rehhagels und Günter Seberts. Die harmlose Begegnung zweier mittelmäßiger Mannschaften, die sich aufgrund
der zuletzt gezeigten Leistungen selbst um einen Uefa-Cup -Platz gebracht haben dürften, hatte absolut keine Höhepunkte. Das einzige, was herausragte, war ein Hydrant und Otto Rehhagel hatte ihn zielsicher ausgemacht als Hindernis auf dem ohnehin holprigen Waldhofacker im Mannheimer Norden.
„Bremen bringt Europa-Cup-Flair“, so waren die Grün-Weißen dem proletarisch geprägten Waldhofer Publikum in der Stadionzeitung angekündigt worden. Und das mußten die Riedles und Rufers in der Kabine vor dem Spiel gelesen haben, denn sie führten ihr müdes Alibi-Gekicke vom Mittwoch gegen den SC Lüttich pflichtbewußt fort. Dabei trafen die Bremer auf eine Mannheimer Rumpf-Elf, die auf Zimmermann, Cvetkovic, Dais, Tsionanis und Franck verzichten mußte und sich ohnehin auf nur einen Siegpunkt eingestellt hatte.
Hätte das Spiel zwei Monate später stattgefunden - es wäre als „Sommerfußball“ entschuldigt worden. Auf der Mannheimer Bank saßen außer dem später ein
gewechselten Lutz Siebrecht nur noch die Spieler, die den Verein nach der Saison verlassen müssen. Nebenan bei Otto durfte der Ex-Waldhöfer Manfred Bockenfeld eine Ruhepause einlegen, wegen schlechter Leistungen aus der Stammelf auf die Strafbank verbannt. Günter Sebert hätte ihn gut gebrauchen können, zu gut sind seine rettenden Flankenläufe aus der Waldhof-Zittersaison noch in Erinnerung. Hier ein Star, dort der Sündenbock - eine bittere Erfahrung für den Spieler, der gen Bremen zog, um international zu spielen und sich obendrein dem Monarchen aus Kitzbühl zu empofehlen. Nach dem Spiel verteilte Bocki nach leicht düpiert Autogramme an die Waldhof-Kleinen.
Zum Spiel: Nach gelben Karten für Schindler und Votava in der ersten Hälfte, die dem Elend wenigstens ein bißchen Farbe gaben, flachte das Match in der zweiten Halbzweit noch mehr ab. Neubarth und Riedle schieden mit Adduktoren -Problemen aus, die Neuen, Sauer und Bode, fügten sich brav in die Null-Partie ein.
Hinzu kam das Pech des Rune Bratseth, der erst selbst böse gefoult wurde und dann für ein harmloses Tackling gegen Uwe Freiler seine vierte Gelbe sah und nun gegen den HSV zusehen muß.
Doch davor hat der DFB das Pokalspiel gegen die Eintracht aus Braunschweig gesetzt. Deren Beobachter werden nach dem Ausflug in die Kurpfalz weiter nach dem Stein des Weisen suchen müssen. Schlechter geht's auch bei Werder nicht mehr. Und Karlheinz Riedle und Wynton Rufer sollten sich freuen, daß die italienischen Spielbeobachter auf der Landkarte vergeblich nach Waldhof Ausschau hielten - so bleibt ihnen und dem SV Werder ein millionmenschwerer Lireabzug wohl erspart.
Günter Rohrbacher-List
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen