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Deutsche Degendamen versäbelten

■ Beim Sieben-Nationen-Turnier in Tauberbischofsheim gewannen die Weltmeisterinnen aus Ungarn ungeschlagen / Bundesdeutsches A-Team Platz drei hinter B-Auswahl: verkehrte Welt

Tauberbischofsheim (dpa) - Die Weltmeisterinnen aus Ungarn sind unangefochten Erste: überlegen gewannen sie das Sieben -Nationen-Turnier der Degenfechterinnen in Tauberbischofsheim.

Letztes Jahr noch konnten die bundesdeutschen Damen den Sieg in der Fechthochburg behalten. Diesmal wurden das A -Team der Bundesrepublik Deutschlandsie im letzten Gefecht am Samstag von den Ungarinnen mit 9:2 besiegt, und fielen durch diese Niederlage in der Gesamtwertung kurioserweise auf den dritten Rang hinter der B-Mannschaft zurück.

Bundestrainer Manfred Kaspar war zwar mit den Placierungen zufrieden, nicht aber mit der Mannschaftsleistung. „Wir sind noch keine richtige Einheit“, kritisierte Kaspar. Bis zur Weltmeisterschaft in vier Monaten hoffe er, dies noch ändern zu können.

Gegen die dominierenden Ungarinnen glückten lediglich Hedwig Funkenhauser (Tauberbischofsheim) zwei Einzelsiege. Eva-Maria Ittner (Offenbach), Renate Riebandt-Kaspar (Bonn) und Monika Ritz (Heidenheim) kassierten jeweils drei Niederlagen. Zuvor hatte die „erste Garnitur“ am Samstag gegen den WM-Dritten Schweiz (9:4) und Frankreich (9:4) klar gewonnen, aber bereits am Freitag alle Chancen auf eine Wiederholung ihres Vorjahreserfolges durch Niederlagen gegen Italien und die Niederlande verspielt.

„Wir haben gefochten, als würden wir zum erstenmal auf der Bahn stehen“, beschrieb Weltcupsiegerin Eva-Maria Ittner treffend den Auftritt der Mannschaft. „Das darf doch nicht wahr sein“, ärgerte sich Bundestrainer Kaspar, „wo steht das deutsche Damendegen-Fechten denn, wenn wir gegen Holland die Hälfte der Gefechte auch noch zu eins verlieren.“

Daß die in den USA studierende Weltmeisterschafts-Zweite Ute Schaeper fehlte, ließ Kaspar nur bedingt als Entschuldigung gelten. „Hacken wir nicht auf Einzelnen herum, das war kollektiver Mist“, betonte Eva-Maria Ittner, die zehn von 16 Gefechten gewann. Auch Renate Riebandt -Kaspar (8/5) und Hedwig Funkenhauser (7/6) hatten positive Bilanzen. Dagegen blieben die WM-Vierte Monika Ritz (3/6) und Sabine Krapf (1/4) unter Form.

Die deutsche B-Vertretung mit Monika Korger, Karin Mayer (beide Heidenheim), Nicole Pfrang (Tauberbischofsheim), Kerstin Ackermann (Koblenz) und Dagmar Ophardt (Offenbach) sorgte auch am Schlußtag durch zwei Siege für Überraschungen. Dem 8:7 über Italien folgte ein 8:8 (64:63 Treffer) gegen die Niederlande.

Das Fechten betreffende Entscheidungen sportpolitischer Art gab es fast zeitgleich in Ost-Berlin: Nach ihrem ersten Zusammentreffen am Samstag sprachen sich die Präsidien der beiden deutschen Fechtverbände zwar für intensive bilaterale und internationale Zusammenarbeit aus, wollen aber vorerst die Eigenständigkeit ihrer Organisationen beibehalten.

Erika Dienstl, die Präsidentin des Bundesdeutschen Fechtverbandes (DFB) und gleichzeitig Vizepräsidentin des Deutschen Sportbundes (DSB) und der Präsident der DDR -Fechter, Rolf Borrmann, plädierten für separate Meisterschaften und eigene Auswahlmannschaften. Die beiden Verbände sollen nach den Vorstellungen ihrer Führungsgremien erst langsam zusammenwachsen. Keine übereilten Bestrebungen nach gemeinsamen Mannschaften - eine geradezu erfrischende Ausnahme des Fechtverbandes.

ERGEBNISSE: BR Deutschland A - Italien 6:8 'BR Deutschland B - Schweden 9:4 , Niederlande - Ungarn 3:9, Schweiz Frankreich 7:8, BR Deutschland A - Niederlande 6:7 'BR Deutschland B - Frankreich 9:5 Italien - Schweden 9:3, Schweiz - Ungarn 5:9, BR Deutschland A - Schweiz 9:4, BR Deutschland B - Italien 8:7, Schweden - Niederlande 5:9, Ungarn - Frankreich 9:3, BR Deutschland A - Frankreich 9:4, BR Deutschland B - Unggarn 2:9, Italien - Niederlande 7:9, Schweden - Schweiz 8:3.

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