: Sowjetisches Interesse an Molkeentsorgung
Als optimal für sein Land hat der sowjetische Professor Ilia Lichtarev am Dienstag einen Kauf der Molkeentseuchungsanlage in Lingen bezeichnet. Lichtarev, Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Moskau und der internationalen Strahlenschutzkommission, besichtigte dort gemeinsam mit Bundesumweltminister Klaus Töpfer und Niedersachsens Umweltminister Werner Remmers die seit dem 9. März im Hauptbetrieb laufende und weltweit einmalige Anlage. Bis Jahresende sollen in Lingen rund 5 000 Tonnen Cäsium verstrahlter Molke entgiftet werden.
Rund 50 Prozent der radioaktiven Gefahren seit dem Reaktorunfall in Tschernobyl sind laut Lichtarev in der UdSSR mit dem Cäsium und der damit belasteten Milch verbunden. Die Hälfte der strahlenbedingten Probleme in der Sowjetunion, die dort wohl tausendmal größer seien als in der Bundesrepublik, wären nach Meinung des Wissenschaftlers gelöst, wenn man deren Entseuchung in den Griff bekäme. Er würde es befürworten, wenn die Anlage in Lingen „zur Erprobung unter Tschernobyl-Bedingungen in der Ukraine oder Weißrußland“ aufgestellt würde.
dpa
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