: Vulkan will MBB-Marinetechnik
■ Donnerstag entscheidet Vulkan-Aufsichtsrat über Millionen-Deal mit Daimler
Klaus Wedemeiers Rettungsversuch von 1.000 Bremer MBB -Arbeitsplätzen durch ein potentes Unternehmens-Konsortium ist offenbar endgültig geplatzt. Die „Systemtechnik-Nord“, vom Bremer Bürgermeister ausgetüfftelte Lösung bei der Suche nach einem neuen Besitzer für die MBB-Unternehmensbereiche „Marine- und Sondertechnik“, ist seit gestern die am wenigsten wahrscheinlichste Lösung beim geplanten Daimler -Verkauf der Rüstungsschmieden. Das Konsortium, das am Wochenende noch in Bremen tagte, steht kurz vor seiner Selbstauflösung. Das Führungsunternehmen Krupp-Atlas ist bereits ausgestiegen.
Ironie eines Bremer Bürgermeister-Schicksals: Der Grund für Wedemeiers Scheitern liegt in Bremen. Ausgerechnet das Bremer Konsortiums-Mitglied, der Bremer Vulkan, will jetzt das tun, was Wedemeiers Hamburger Amtskollege, Henning Voscherau, schon am letzten Donnerstag befürchtete, Wedemeier am Freitag noch heftig dementieren ließ: Die MBB -Marinetechnik im Alleingang übernehmen.
Schon am Donnerstag soll der Vulkan-Aufsichtsrat seinem Vorstandschef, Friedrich Hennemann, grünes Licht für eigene Verhandlungen mit der DASA geben. In einer Sitzungsvorlage hat Hennemann auch gleich hineingeschrieben, wie er den Kaufpreis von mehreren 100 Millionen aufbringen will: Da für den senatsblamablen Vulkan-Allein
gang vom Senat nicht auch noch Geld locker zu machen sei, sollen sich zwei Bremer Banken an dem Deal beteiligen.
So wußte es jedenfalls gestern der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Martin Thomas. Die Bremer Senatskanzlei, in der man noch gestern vormittag offiziell „von einem neuen Angebot des gesamten Konsortiums“ an die DASA ausging, bestätigte am Nachmit
tag die Alleingangs-Pläne des Vulkan. Einzige Einschränkung: Der Vulkan will eine Anstandsfrist wahren, bis die Systemtechnik-Lösung auch offiziell zu Grabe getragen ist.
Die bisherigen Bremer MBB-Betriebsräte halten einen neuen Arbeitgeber „Vulkan“ zumindest nicht für die „allerschlechteste Lösung“. Größere Sorgen bereitet der vermutlich größte Vulkan
Konkurrent beim Poker um die MBB-Technik: Auch der französische Gigant Thomson/Brandt ist inzwischen in Verkaufsverhandlungen mit der DASA eingetreten. Dem Vernehmen nach liegt sein Einstiegsangebot bereits 100 Millionen über dem der Systemtechnik Nord. Übrigens: Das letzte Unternehmen, das Thomson in Bremen pleite gehen ließ, war Nordmende.
K.S.
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