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DDR-Kommunikation

■ Erster Medienwissenschaftlicher Tag der DDR in Berlin / Zusammenschlüsse sollen Forschung effektivieren

Es ist scheinbar ein Irrtum, die kommunikative Kultur bei Medienwissenschaftlern besonders hoch anzusetzen. Zumindest wurde das überzeugend demonstriert, als sich am Sonnabend circa hundert dieser akademischen Spezies im Berliner „Prater“ versammelten, eingeladen zum Ersten Medienwissenschaftlichen Tag der DDR.

Daß die Premiere erst 1990 stattfand, ist bezeichnend für die Situation der Forschungsrichtung. Die einende Sehnsucht aller Anwesenden: rasanter Erkenntnisfortschritt. Um den auch in naher Zukunft zu ermöglichen, müßte aber zu einem anderen Verständnis interdisziplinärer Diskussion gefunden werden, als an diesem Tag praktiziert.

Da dominierten teilweise Eitelkeiten, die das substantielle Gespräch weitgehend verhinderten. Unerwartet intensiv wurde das landesweit beliebte Detektivspiel „Opfer-Täter“ betrieben. So ließ man zum Beispiel die Vertreter der Leipziger Sektion Journalistik wissen, daß sie sich bitte schön erst einmal zu ihrer Mitschuld an verfehlter Medienpolitik bekennen sollten, ehe sie in kühner Weise an Zusammenarbeit denken könnten.

Nun, die Mediengeschichte ist noch zu schreiben und wird wohl keiner wissenschaftlichen Institution der DDR wahrhaft revolutionäre Theorien bestätigen dürfen. Auch nicht der Hochschule für Film und Fernsehen. Zumindest war an diesem Tag nichts davon zu hören. So ist man weiter auf der Suche. Und diese Forschung gilt es nun endültig zu effektivieren.

Zwar weiß keiner so genau, wieviele Medienwissenschaftler es in der DDR überhaupt gibt, doch es müssen wohl genug sein, um in relativ kurzer Zeit vier Liierungen zu begründen - die da heißen „Gesellschaft für Film- und Fernsehwissenschaft“, „Wissenschaftliche Gesellschaft für Kommunikations- und Medienforschung“, „Fachverband Mediendidaktik“ und seit dem letzten Wochenende schließlich die „Interessengemeinschaft Medienforschung“. Weitere werden garantiert folgen. Wen wundert's, daß da sofort die Frage nach dem Dachverband kam, die aber zunächst ohne positive Antwort blieb. Der leise Einwand der Vereinzelung wurde mit dem Lieblingswort hilfloser Demokraten, „Pluralismus“, abgewiesen.

„Geistige und möglicherweise bald auch soziale Heimat“ solle die Interessengemeinschaft sein, meinte Dr.Dieter Wiedemann (Direktor des Forschungszentrums Film und Fernsehen an der Hochschule für Film und Fernsehen und einer der Initiatoren) in seinen abschließenden Bemerkungen, wobei dessen Resümee des Tages insgesamt auch etwas unbefriedigend klang. Über Forschungsprojekte wurde zwar informiert, aber eine unmittelbare Resonanz war kaum auszumachen.

Auffällig der audiovisuelle Zentrismus der DDR -Medienwissenschaft, der einerseits natürlich der Anwesenheit exponierter DDR-VertreterInnen dieses Bereiches (Bisky, Hanke, Wiedemann, Stiehler...) geschuldet sein mochte, andererseits aber auf ein generell zu eng bestimmtes Blickfeld hindeutet. So konstatierte beispielsweise Prof.Dr.Hanke in seiner Diskussionsgrundlage „Lehrstück Medien“ einen Widerspruch zwischen kultureller Kommunikation und kulturpolitischer Information in der jetzigen Zeit.

Einigermaßen diffus die Äußerungen über den von mehreren Seiten geforderten Paradigmenwechsel in der Wissenschaft. Konkrete Darlegungen ließen dann jedoch auf sich warten. Möglicherweise ist man noch nicht so weit. Was wiederum die ernüchternde Gewißheit bestätigen würde, daß die Forschung im Prinzip noch ganz am Anfang steht.

Lea Kramer

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