: Bremer Grüne: Kaum Bock auf PDS
■ Bundesweite vor einer Zerreißprobe, zeigen sich Bremer Grüne ziemlich einmütig
Vorsichtig abwartend bis strikt ablehnend reagieren die Bremer Grünen auf das „bündnisstrategische Angebot einer neuen Linken“ durch die PDS. Während die realexistierende PDS (DDR) und die noch irreale PDS (BRD) die Grünen bundesweit in eine ihrer größten Zerreißproben gestürzt hat, zeigten Bremens Grüne gestern eher Sinn für Nuancen.
Schon am Montag hatte Grünen Fraktionssprecher Hans-Joachim Sygusch eine PDS-Debatte innerhalb der Fraktion mit dem sarkastischen Hinweis abgelehnt: „Ich stelle hier schließlich auch keine inquisitorischen Fragen, wer insgeheim mit seinem Beitritt zur SPD liebäugelt.“ Gegenüber der taz erklärte Sygusch gestern: „Die PDS ist bislang eine noch nicht entstalinisierte Partei. Eine Chance hätte sie allenfalls, wenn die Grünen sich weiter zu einer Partei für Öko-Schickimickis entwickeln, in der soziale Fragen als 'sozialistisch‘ diskriminiert werden und Linke weiter an den Rand
gedrückt werden.“
Keinerlei Chancen billigt auch Syguschs Fraktionskollege Paul Tiefenbach einer PDS zu, in der sich nur aus taktischen Gründen gewendete AltsstalinistInnen sammeln. Tiefenbach: „Falls sich die DKP-Erneuerungsstömung durchsetzt und in Bremen Leute wie Gysi Politik machen, wäre das positiv für die politische Diskussion. Mit solchen Leuten kann man reden.“ Für sich selbst schließt Tiefenbach einen Wechsel zu einer PDS aus: „Ich bin seit 10 Jahren in den Grünen und sehe auch keine Veranlassung, die Partei zu verlassen. Wenn man mir allerdings einen Tritt geben sollte, würde ich allerdings nicht darum betteln, bleiben zu dürfen“, sagte Tiefenbach mit Blick auf die jüngst unverblümt geäußerten Austritts-Appelle der Bundesvorstandssprecherin Ruth Hammerbacher Richtung Öko-Sozialisten.
Überhaupt nicht in Frage kommt ein Bündnis mit irgendei
ner PDS für Martin Thomas: „Jedes Bündnis mit jenen Kräften, die in der DDR jahrzehntelang Menschenrecht verletzt haben, würde die in die Grünen gesetzte Hoffnungen endgültig zerstören. Nachdem wir schon in ökologischen Fragen die Meinungsführerschaft verloren haben, können wir jetzt nicht auch noch unsere Glaubwürdigkeit vollends verspielen.“ Schon die Idee eines „wie immer gearteten Bündnisses von Grünen mit PDS-Linkssozialisten“ fände die grüne Bürgerschaftsabgeordenete Helga Trüpel verhängnisvoll: „Ich halte die gegenwärtige Debatte um die PDS vor allem für einen Spaltungsversuch derjenigen, die zu den Grünen von jeher nur ein taktisches Verhältnis hatten und sie klammheimlich zu einer neuen Linkspartei sozialistischen Typs umfunktionieren wollen. Statt einer neuen Linkspartei brauchen wir angesichts der Lage in Europa eine glaubwürdige ökologische Partei.“
K.S.
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