: Landet MBB-Marinetechnik nun beim Bremer Vulkan?
■ Morgen Entscheidung über Alleingang / SPD-Bürgermeister als „Rüstungsschmied“?
Berlin (taz) - Für die „Systemtechnik Nord“ sieht es schlechter aus denn je. Ein Sprecher des Bremer Senats bestätigte, daß der Vorstandsvorsitzende der Vulkan-Werft, Hennemann, dem Aufsichtsrat für seine Sitzung am heutigen Donnerstag eine Vorlage hat ausarbeiten lassen, nach der die Werft die Bremer MBB-Marinetechnik im Alleingang kaufen soll. Bislang gehörte der Vulkan mit 30 Prozent einem Konsortium unter der Leitung des Krupp-Konzerns an, das sowohl die Marinetechnik von MBB in Bremen als auch zwei AEG -Werke in Hamburg und im holsteinischen Wedel kaufen sollte.
Der Verkauf der drei Betriebe, eine Auflage aus der Ministererlaubnis zur Daimler/MBB-Fusion, wird mit der Daimler-Tochter Deutsche Aerospace (Dasa) abgewickelt. Im Februar waren die Verhandlungen zwischen dem Käuferkonsortium und der Dasa zum Stillstand gekommen, weil über den Preis große Uneinigkeit herrschte. Die Dasa hatte Ende letzter Woche Verhandlungen mit dem Vulkan und Thyssen bestätigt. Das Bundeskartellamt hat signalisiert, daß für den Verkauf um so eher grünes Licht gegeben wird, je mehr Firmen sich den Rüstungskuchen teilen wollen.
Unklar ist allerdings, wie der Vulkan den Brocken finanzieren will. Eine jüngst beschlossene Kapitalerhöhung spült zwar mehr als 100 Millionen Mark in die Kassen; das alleine reicht aber nicht aus. Nach Angaben des grünen Bremer Bürgerschaftsabgeordneten Martin Thomas sollen zwei bremische Banken mit einem Kredit aushelfen. Wem die MBB -Marinetechnik, die vorgestern in MSG umbenannt worden ist, dann letztlich gehört, ist zusätzlich unklar. Der Vulkan hat neben dem Land Bremen einen geheimnisvollen Großaktionär, über dessen Namen seit Jahren gerätselt wird. Die Vulkan -Werft ist eine im Kriegsschiffbau erfahrene Werft, für die ein MSG-Kauf durchaus Sinn machen würde - für Thomas hätte der Bremer Bürgermeister Wedemeier (SPD) damit den Titel „Rüstungsschmied“ verdient.
Die Mitkonsorten seien über den Alleingang des Vulkan nicht verärgert, war von Krupp Atlas Elektronik nur zu erfahren. Das gemeinsame Angebot stehe auch weiterhin.
diba
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