piwik no script img

Arbeiter verstrahlt

■ Fall Demirci: Plutonium verursachte nachweislich Lungenkrebs

Hanau (taz) - „Die Inkorperation von Americium führte bei Necati Demirci nachweislich zum Lungenkrebs.“ Dieses Fazit zog der Nuklearmediziner Horst Kuni auf einer Informationsveranstaltung von Umweltschutzgruppen am Dienstag abend in Hanau. Wie berichtet, gehörte der türkische Leiharbeiter zu den 130 Beschäftigten, die bei Reinigungsarbeiten im Kontrollbereich des KWU-Labors in Karlstein mit Americium 241 in Kontakt geraten sind. Von dem Plutoniumzerfallsprodukt wurden 21 Arbeiter stark kontaminiert.

In einem Gutachten hat das Bundesgesundheitsamt (BGA) bestritten, daß es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Aufnahme des Plutoniums und Erkrankung gibt. Kuni: „Das Bundesgesundheitsamt hat die Strahlenbelastung heruntergerechnet und einen falschen Inkorperationszeitpunkt zugrunde gelegt.“ Dieser Zeitpunkt läge lang hinter Demircis Beschäftigung und solle offensichtlich den Zusammenhang zwischen Verseuchung und Lungenkrebserkrankung vertuschen. KWU/Siemens hatte bislang bestritten, daß es einen solchen Zusammenhang gibt. Elmar Diez von der Initiative Umweltschutz Hanau forderte Siemens auf, die Strahlenwerte aller verseuchten Arbeiter offenzulegen.

M.B.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen