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Von Hannover die Nase voll

■ Hannovers Oberstadtdirektor will Leipzigs OB werden / Zu Hause „abnehmende Arbeitslust“

Hannover (taz) - Eine zweite Karriere als Oberbürgermeister von Leipzig möchte der hannoversche Oberstadtdirektor Hinrich Lehmann-Grube starten. Als OB-Kandidaten für die DDR -Kommunalwahl am 6. Mai präsentierte gestern die Leipziger SPD den Verwaltungschef, der ohnehin im August 1990 sein Amt in Hannover aufgeben wollte und dies mit „abnehmender Lust an seiner Arbeit“ begründet hatte. Sollte sich die Leipziger SPD wider Erwarten bei der Kommunalwahl durchsetzen, erhielte Lehmann-Grube in Leipzig als Oberbürgermeister und Verwaltungschef jene Machfülle, die er in Hannover stets vermißt hat. Die in der niedersächsischen Gemeindeordnung vorgesehene Trennung dieser beiden Ämter hatte Lehmann-Grube stets abgelehnt.

Der eher konservative Sozialdemokrat Hinrich Lehmann-Grube ist seit elf Jahren Oberstadtdirektor der niedersächsischen Landeshauptstadt und hat vor allem mit seiner Sparpolitik und als Gegner der hannoverschen Hausbesetzer bei der CDU mehr Anklang gefunden als bei der in Hannover regierenden rot-grünen Ratsmehrheit. Die Fraktionsvorsitzenden der hannoverschen grün-alternativen Bürgerliste, Eva Wick, gilt Lehmann Grube als „kleiner Feudalherr, der am liebsten ohne einen Oberbürgermeister an seiner Seite und auch gleich ohne einen Stadtrat regieren würde“. So habe die Stadtverwaltung unter Regie des Oberstadtdirektors ihr nicht genehme Ratsbeschlüsse über Jahre hin einfach nicht ausgeführt, sagte die Vorsitzende der alternativen Ratsfraktion gestern. Der Rat habe etwa in den Jahren 1987 bis 1989 gleich dreimal die Entfernung von mit Holzschutzmitteln belasteten Eisenbahnschwellen von den städtischen Spielplätzen beschlossen und auch Mittel dafür zur Verfügung gestellt. Diese Beschlüsse seien von der Verwaltung nie ausgeführt worden. Es sei außerordentlich zu bedauern, daß die Leipziger SPD keinen Oberbürgermeisterkandidaten aus der DDR gefunden habe, sagte Eva Wick.

ü.o.

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