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Unbekannte Berühmte

 ■  Eine Lesung über die Autorin Djuna Barnes im Wallcafe

Kennen Sie die? Diese Frau? Schriftstellerin? Journalistin? Berühmt? Ach so, New York? Paris? Zwanziger, dreißiger Jahre? Salons? Dschuuna? Baaans? Nee, kennen Sie nicht? Macht nichts, sind Sie nicht allein. Und ihr tut das heute auch keinen Abbruch mehr, denn schließlich ist Djuna Barnes, die 1892 in der Nähe von New York geborene Wort -Artistin, seit 1982 tot und kennen tut sie immer noch kaum eine.

Für diesen Stand der Dinge war das Wall-Cafe eigentlich proper gefüllt, als Kyra Stromberg, die wohl profundeste Kennerin des Lebens und Werkes Djuna Barnes, las, aus ihrem neuen Buch über die Autorin. Las aus deren Werken, berichtete, beredt, leise und elektronisch bestärkt, von der anderen, die so unnahbar, so souverän, arrogant und sicher nach außen wirkte und sich dabei selbst größte Unsicher- und Schüchternheit attestierte.

Kyra Stromberg ist in ihrem Buch über Djuna Barnes nicht den einfachen Weg gegangen, sie kolportiert nicht in schlecht amerikanisch oberflächlicher Manier die Anekdoten und unbelegten Geschichten aus deren Schlafzimmer, sondern hat sich durch das gesamte Werk der Barnes gelesen, hat sich Zugang zu dem Archiv verschafft, in dem die umfangreiche Korrespondenz Djuna Barnes‘ liegt und hat sich streng an das gehalten, was Djuna Barnes schreibt oder wenigstens Zeugen zitiert, die mit ihrem Namen für ihre Aussagen einstehen. So nähert sie sich ihrem Objekt, indem sie ihm fern bleibt.

Den Journalisten sei noch schnell eine Wahrheit von Djuna Barnes ins Stammbuch geschrieben: „Wer schreiben kann, braucht keine Fakten.“

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Kyra Stromberg: Djuna Barnes. Leben und Werk einer Extravaganten. Verlag Klaus Waggenbach, Berlin 1989. 164 Seiten mit 49 Schwarzweißfotos, 29,80 Mark

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