piwik no script img

Wieder im Kino: „The Devil Doll“ von Tod Browning(1936)

■ Die Rache der Barbie-Puppe

Die Zutaten: Marcel (Henry B. Walthall), der verrückte Professor, Lavond (Lionel Barrymore), der unschuldig zu lebenslänglich verknackte Ex-Bankdirektor, beide flüchtig, der erste bald tot, der andere von seiner Rache besessen. Malita (Rafaela Ottiano), die manische Professoren -Gattin, jede Menge Stand- und Erlenmeyer Kolben, gefährliches Brodeln, Dampf und Nebel.

Kulissenwechsel, weitere Zutaten: Eine Stadt, Paris, inklusive Eiffelturm, tumbe Flics und marktschreierischer Presse; die Bösen, drei smarte ältere Herren, die seinerzeit als Kompagnons des Bankiers, diesen hereingelegt und hinter Gitter gebracht haben; die Guten, Mutter und Tochter des Flüchtigen, deren Verehrer, eine Liebesgeschichte, weiter: ein verwunschener Puppenladen, in dem sich Lavond als Puppenoma tarnt und mit Hilfe von Malita Marcels Werk mit seiner Rache verschmilzt.

Marcel und Malita hatten nämlich ein Verfahren entwickelt, mit dem sie Lebewesen radikal verkleinern, auf Barbie-Puppen -Größe, ohne ihnen das Lebenslicht auszublasen. Einziger Haken dabei: sie verlieren jedweden eigenen Willen und lassen sich vollständig von außen leiten.

Schon 1936 drehte Tod Browning seinen PuppenThriller, und in vielen Aspekten steht er noch an der Grenze zwischen Stumm- und Tonfilm. Die manisch aufgerrissenen Augen Rafaela Ottianos sprechen noch so deutlich, daß die Worte aus ihrem Mund fast überflüssig sind. Andererseits steht der Film schon durch seine ausgebufften Trick-Aufnahmen weit auf der Seite der Entwicklung der Film-Technologie. Eine reizvolle Spannung, die sich daraus ergibt, ein charmantes Stolpern immer wieder in den Dialogen, noch fehlt den Darstellern die lockere Gewißheit, daß ein gesprochener Text ein notwendiges Ingredienz eines Filmes ist. Ein Stolpern, das einerseits die etwas unwirkliche Spannung erhöht und andererseits die Weisheit betont, daß auch die Schönheit sich verändert.

step

Tod Browning Double Feature: „Freaks“ (1932) und „The Devil Doll“ (1936),

Cinema, 22.30 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen