Termin 31. 12. 90

■ Es geht weiter mit dem Schliemann-Cafe

In nervöser Wartehaltung saßen sie sich zu Beginn gegenüber, die sechs BetreiberInnen des Schliemann-Cafes und die VertreterInnen vom Rat des Stadtbezirks Prenzlauer Berg. Ging es doch darum, ob das Cafe weiter erhalten bleibt oder nicht. Seit rund vier Wochen ist es Anlaufpunkt für den Kiez. Bietet Raum zum nächtlich/morgentlichen Szene-Treff und wechselden Ausstellungen. Die MitarbeiterInnen von der Gewerbeaufsicht und Kreishygiene-Inspektion begrüßten gleich zu Beginn auch den Charakter des Cafe, verwiesen jedoch immer wieder auf ihre Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit. Diese Verantwortung betraf vor allem zwei bewegende Punkte: Es könne jetzt nicht jeder/jede einfach so Räume besetzen und dann erst die gesetzlich verlangten Genehmigungen einholen. Und, die Hygiene-Vorschriften müssen eingehalten werden. Aber es ginge heute nicht darum, die Räume an andere BewerberInnen zu vergeben, es ginge jetzt um Pflichten, so ein Cafe sei schließlich genehmigungspflichtig und da müßten schon die Bestimmungen eingehalten werden. Doch, wurde eingelenkt, es sollte versucht werden einen Konsens zu finden.

Also legten die Cafe-BetreiberInnen in Stichpunkten erst einmal ihre Konzeption vor, die wahrlich nicht schlecht klang: Auf genossenschaftlicher Basis geführt, soll das Cafe eine Alternative zu den bürgerlichen Nachtbars bilden, als Kommunikationszentrum wirken, sich zu einem Info-Cafe herausbilden. Gedacht sei auch an Zusammenarbeit mit Theatern und an die Mitarbeit beim Helmholtzplatz-Fest. Eigentlich hätte diese Konzeption am Anfang stehen müssen, bemerkte Sabine Hönow von der Gewerbebehörde des Rates knapp dazu. Noch vor dem Hygiene-Rundgang betonte Ingo Schröder von der Gewerberaumlenkung die Unterstützung des Amtes für das Unternehmen. Solchermaßen eingestimmt begann die Inspektion der Räume. Hier wurde es konkreter, Küche und Toiletten müssen gefließt werden, eine Gläserspüle muß her, die Belüftung für den hinteren Raum u.a.bedürfen einer Veränderung.

Fazit letztendlich aber: All dies könne befristet geleistet werden, das Cafe - was ja auch aus finanziellen Gründen nicht unerheblich ist - jedoch in dieser Zeit weiterarbeiten.

Eine gute Nachricht für die Prenzlauer Berger. Auch künftig können sich die Ruhelosen im Cafe nachts und morgens die Zeit vertreiben, mit FreundInnen treffen; von sieben Uhr abends bis elf in den nächsten Tag. Geschlossen aber in den Nächten vom Mittwoch zum Donnerstag und Donnerstag zu Freitag. Im übrigen wären die Cafe-Leute um Hilfe beim notwendigen Bau, finanzielle eingeschlossen, nicht böse. Sonst müßte frau/man doch glatt am 31. 12. (dem von der Hygiene gesetzten Termin) um 24.00 Uhr aufhören mit der Sylvesterfete. Wäre das nicht schade?

M.K.