: Gegen Lärm und Naturschutz
■ Das Dorf Weddewarden gewann mit Normenkontrollklage gegen Stadtgemeinde Bremen
Das Dorf Weddewarden - nördlich von Bremerhaven hinter dem Deich gelegen und Teil der Stadt - fühlt sich seit Jahren von zwei Seiten in die Zange genommen. Von der Landseite durch Flächennutzungs- und Landschaftspläne, vom Süden jenseits des Deiches durch den langsam näherrückenden Container-Terminal. Nachdem die Bürgergemeinschaft Weddewarden jahrelang vergeblich die Installation einer Lärmmess-Stelle gefordert hatte, strengte sie 1987 eine Normenkontrollklage gegen die Stadtgemeinde Bremen an. Vom Oberverwaltungsgericht wurde Bremen jetzt verpflichtet, eine Lärmmess-Station einzurichten. Sie wird fest installiert werden, technisch optimal ausgerüstet sein (Kosten für die Stadt Bremen: etwa 200.000 Mark), und den nächtlichen Lärmpegel - zwischen 22 und 6 Uhr - festhalten. Bei einer kontinuierlichen Überschreitung der Lärmgrenzen kann das Gewerbeaufsichtsamt den weiteren Betieb unterbinden.
„Der Hafenausbau wird grundsätzlich akzeptiert“, betont Rainer Krahforst, Sprecher der Bürgergemeinschaft. Mit dem rechtskräftigen Prozeßvergleich aber sei das Dorf geschützt vor einer Erweiterung des Ausbaus über den jetzigen Bebauungsplan hinaus. Das heißt: Weddewarden, die älteste Ansiedlung im
Lande Wursten, kann bleiben - mit und neben dem Hafen.
Die Bürgerinitiative wird nach dem Prozeßvergleich nicht arbeitslos. Schon taucht eine neue Bedrohung auf. Sie kommt von der Landseite in Gestalt des „Landschaftsplans Nr. 1“, ein
Plan, der nach Einschätzung der BGW Naturschutzauflagen enthalte, die die Existenz der letzten Landwirte im Dorf ernsthaft gefährde. „Verhübschung der Landschaft aus urbanem Blickwinkel heraus“ kritisieren die Mitglieder der BGW den ohne
Mitwirkung der Betroffenenen entwickelten Plan. Sie befürchten, Weddewarden solle zu einer Provinz-Idylle für erholungssüchtige Städter umgebaut werden, die gewachsene Natur der Marschenlandschaft würde dabei zerstört.
Hans Happel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen