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Weiteres Blutvergießen durch Dialog vermeidbar

Der Guatemalteke Rolando Morn, führender Comandante der Guerillabewegung URNG, über Perspektiven des Kampfes  ■ I N T E R V I E W

Rolando Morn, heute 58 Jahre alt, war in den frühen 50er Jahren Vizepräsident des StudentInnenverbandes in Guatemala. Nach der US-Invasion zum Sturz des demokratischen Präsidenten Jacobo Arbenz 1954 suchte er in Argentinien Asyl - und fand das Gefängnis. Bereits in den 60er Jahren war Rolando Morn am Aufbau der ersten Guerilla in Guatemala maßgeblich beteiligt. 1972 gründete er in den Bergen im nordwestlichen Guatemala das „Ejercito Guerrillero de los Pobres“, das Guerilla-Heer der Armen. Seit dem Jahr 1982 ist das EGP mit den beiden anderen guatemaltekischen Guerilla -Gruppen FAR und ORPA zur „Unidad Revolucionaria Nacional Guatemalteca“ (URNG) zusammengeschlossen. Als „Comandante en Jefe“ des EGP ist Rolando Morn einer der drei führenden Köpfe des Revolutionsbündnisses URNG.

taz: Für revolutionäre Befreiungsbewegungen scheint die „internationale Konjuktur“ derzeit denkbar schlecht zu sein. Ist mit dem Einzug einer US-freundlichen Regierung in Managua nicht auch die Position der Cerezo-Regierung in Guatemala um einiges bequemer geworden?

Rolando Morn: Die Regierung Guatemalas sieht sich im Moment keineswegs in einer bequemeren Lage. Denn die Probleme in Guatemala selbst verschärfen sich. Die Regierung von Vinicio Cerezo ist jetzt unpopulärer, antidemokratischer, repressiver und hat weniger Ansehen in der Welt als früher. Sie ist unter Druck von beispielsweise der Kirche, den Gewerkschaften, den politischen Parteien geraten. Sogar einige Mitte-Rechts-Parteien drängen auf einen direkten Dialog mit der URNG. All dies ist völlig unabhängig von der Wahlniederlage der Sandinisten.

Und trotzdem: Wird sich die Abwahl der Sandinisten nicht negativ auf den zentralamerikanischen Friedensprozeß auswirken, der ja die Regierungen der Region - und somit auch die guatemaltekische - zu einem Dialog mit der Opposition verpflichtete?

Wir verorten uns weiterhin innerhalb der Abkommen des Friedensplans in dem Sinne, daß sie den Präsidenten den konkreten Auftrag geben, die Bedingungen für eine nationale Versöhnung zu schaffen. Wir denken, daß gegenwärtig die nationalen und internationalen Bedingungen vorhanden sind, um eine friedliche Lösung für die bewaffneten Kämpfe zu finden und weiteres Blutvergießen zu verhindern. Denn nicht um den Krieg zu gewinnen kämpft die URNG, sondern um politische, soziale und ökonomische Ziele zum Wohle des guatemaltekischen Volkes zu erreichen, die einen Weg für die Demokratie eröffnen.

Wie steht die URNG zu den Wahlen, die im November in Guatemala stattfinden sollen? Wird sie versuchen, als politische Partei an ihnen teilzunehmen?

Es gibt nicht die Bedingungen, damit wir als politische Partei funktionieren könnten. Gegenüber Wahlen als solchen haben wir keine negative Haltung. Was sich ändern muß, sind unseres Erachtens die institutionellen Bedingungen, unter denen sie durchgeführt werden. Wir werden aber nicht versuchen, die Wahlen zu verhindern, denn wir halten sie nicht für ein Ereignis, das die Situation Guatemalas entscheiden wird.

So strebt die Guerilla also eine friedliche Lösung und zivile demokratische Verhältnisse an, muß aber gleichzeitig einen starken bewaffneten Kampf führen, um Verhandlungsmacht zu haben?

Nicht nur um Verhandlungsmacht zu haben, denn das wäre eine taktische Haltung! Wir halten unsere militärische Macht seit 27 Jahren, weil es in Guatemala keine andere Möglichkeit gibt, um für die Rechte und Forderungen des Volkes zu kämpfen.

Interview: Bert Hoffmann

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