Tote und Verletzte bei Protesten in Nepal

Steine gegen den Königspalast / Universitäten geschlossen  ■  Aus Katmandu Tom Trekker

Nepals Demokratiebewegung macht nach knapp sechswöchigem Kampf für ein Mehrparteiensystem und Menschenrechte nun auch nicht mehr vor König Birendra Bir Bikram Shah halt. Freitag morgen schleuderten Schüler und Studenten Steine gegen die kunstvoll geschnitzten Holzfenster des alten Königspalasts in Katmandus Nachbarstadt Patan. Aus dem gegenüberliegenden Büro des Stadtpanchayats, der Gemeindeverwaltung, räumten Demonstranten Stühle und Tische aus und steckten sie als Scheiterhaufen für das parteilose Rätesystem an. Eine Viertelstunde wüteten die Jugendlichen unter dem Beifall von Passanten gegen das verhaßte Panchayat-System, das für die absolutistische Macht des Königs und die Korruption der wie Feudalherren herrschenden Regierungsfamilien steht. Dann trieben Spezialeinheiten der Polizei die Demonstranten mit Tränengas und Schlagstöcken auseinander. Später fielen erstmals seit Wochen wieder Schüsse. Nach Berichten aus Krankenhäusern starben fünf Demonstranten, Dutzende wurden teils schwer verletzt.

Die Unruhen griffen am Freitag von Patans Tempelbezirk auf Katmandu selbst über. Hier hatten sich die offenen Auseinandersetzungen am Donnerstag entzündet: Polizei ging gegen streikende Schüler vor, Studenten solidarisierten sich mit den Schülern. Die Regierung ordnete daraufhin die Schließung der Universität auf unbestimmte Zeit an. In der Nacht zum Freitag lieferten sich Demonstranten in mehreren Stadtteilen Straßenschlachten mit Spezialeinheiten der Polizei.

Ein Aufruf der verbotenen Parteien, aus Solidarität mit der Demokratiekampagne zehn Minuten lang das Licht auszuschalten, hatte zuvor breite Unterstützung gefunden. Erneut wurden mehrere hundert Personen festgenommen, darunter auch Schulkinder.