: Treibhauseffekt macht Windenergie Dampf
■ 100-Megawatt-Programm soll aufgestockt werden Forschungsschwerpunkt aber weiter auf Atomenergie
Hannover (taz) - Das 100-Megawatt-Programm für Windenergie soll noch in diesem Jahr auf 200 Megawatt aufgestockt werden. Dies kündigte Knut Bauer, Ministerialdirigent im Bundesforschungsministerium (BMFT), am Donnerstag auf der Mitgliederversammlung der Fördergesellschaft Windenergie (FGW) in Hannover an. Danach soll mit der als Großexperiment verkleideten Förderung durch das BMFT, bei der entweder ein Zuschuß zu den Investitionen gewährt oder zehn Jahre lang acht Pfennig pro geleisteter Kilowattstunde gezahlt wird, allerdings Schluß sein.
Eine „solide Industriestruktur“ bei den Herstellern und Exporte in die Dritte Welt müßten dann das Überleben der Windenergie sicherstellen, so Bauer. Im soeben beschlossenen Energieforschungsprogramm ist daher konsequenterweise auch wieder der Großteil der Gelder für die Atomenergie reserviert, an die derartige Wirtschaftlichkeitsansprüche noch nie gestellt wurden.
Trotzdem führt an den erneuerbaren Energien wie Wind, Wasser und Sonne kein Weg mehr vorbei. Das wurde nicht nur auf der Tagung der FGW deutlich, dafür spricht allein schon die Existenz dieses vor fünf Jahren gegründeten Vereins. In der FGW sind neben den professionellen Herstellern von Windkraftanlagen auch die größten norddeutschen Stromkonzerne und Hochtechnologiefirmen wie MBB, MAN, Dornier und Telefunken zusammengeschlossen.
Den Stromkonzernen geht es darum, daß ihnen ihr Energieversorgungsmonopol nicht durch viele kleine, dezentrale Anlagen entgleitet. Sie interessieren sich daher besonders für die bisher noch sehr unwirtschaftliche großtechnologische Nutzung der Windenergie.
Ähnlich ist auch die Interessenlage der Industrie; denn bei den Kleinanlagen ist der Zug abgefahren. Dort beherrschen dänische Firmen den Markt. Bei einer solchen Lobby erscheint selbst die Durchsetzung eines politischen Preises für die Windenergie nicht mehr aussichtslos.
Wolfgang Daniels, für die Grünen im Bundestag, berichtete auf der Tagung, daß nun auch die CDU-Fraktion dafür sei, den Preis für erneuerbare Energie, die ins Netz der Stromkonzerne eingespeist wird, zu erhöhen. Selbst eine Quotierung für die Energieträger hielt Ministerialdirigent Bauer nicht für ausgeschlossen.
Kai Fabig
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