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„Der Sozialismus geht, wir kommen“

■ NRW: Blüm erklärt auf CDU-Landesparteitag die Landtagswahl am 13. Mai zur „Richtungswahl“

Neuss (taz) - Der nordrhein-westfälische CDU-Vorsitzende und Bonner Arbeitsminister Norbert Blüm hat die Landtagswahl am 13.Mai zur „Richtungswahl“ um Deutschland erklärt. Die CDU in NRW spüre nach der DDR-Wahl „Rückenwind“. Blüm wörtlich: „Der Sozialismus geht, wir kommen.“ Mehrmals versuchte Blüm während des Parteitages den noch zögernden Kanzler in diese Richtungsauseinandersetzung voll einzubinden. „Wir für Kohl, Kohl für uns. Kohl und Blüm gegen Lafontaine und Rau. Wer will uns da besiegen?“, rief Blüm unter dem tosenden Beifall der Delegierten. Doch der Bundeskanzler hat an diesem Sieg offenbar seine Zweifel. Gastredner Kohl versprach nur, „mit jedem von Ihnen um jede Stimme zu kämpfen“. Von einer „Richtungswahl“ war in seiner eineinhalbstündigen Rede nichts zu hören. Penibel vermied Kohl, sein persönliches Schicksal mit der NRW-Wahl in Verbindung zu bringen. Blüm gab sich mit Blick auf die DDR für die NRW-Landtagswahl optimistisch: „Von der DDR lernen heißt, mit der CDU siegen lernen.“ Genüßlich erinnerte Blüm an den Zick-Zack-Kurs der SPD. „Erst wollten Sozialdemokraten die Staatsbürgerschaft der DDR anerkennen und unsere Landsleute zu Ausländern machen. Jetzt versuchen sie abzuriegeln, wegzuekeln, auszugrenzen. Das sind die letzten Zuckungen der Spalter, die es nicht lassen können zu trennen und auseinander zu dividieren, was zusammen gehört. Oskar Lafontaine, der Oberspalter, und Johannes Rau, sein Gehilfe. Da bin ich lieber auf der Seite von Helmut Kohl, dem Kanzler der Deutschen.“ Daß Blüm diesen Kanzler zusammen mit Späth, Geißler und Süssmuth noch im letzten Sommer in die Wüste schicken wollte, kam am Samstag ebensowenig zur Sprache wie Blüms einstige Distanz zu den „Wendehälsen“ von der DDR-CDU. Der thüringische CDU-Vorsitzende Erich, der eingeräumt hat, mit der Stasi zusammengearbeitet zu haben, und dessen Wahlparteitag Blüm bei seinem Besuch am 20. Januar in Weimar noch demonstrativ gemieden hatte, saß am Samstag zwischen der NRW-Führungsriege auf dem Podium.

Für NRW fordert Blüm eine neue Schul- und Verkehrspolitik sowie eine Abkehr von der „weichen Linie“ in der Innenpolitik. Für den Fall eines Wahlsieges versprach er, 3.000 Lehrer und 7.000 Polizisten einzustellen.

Walter Jakobs

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