: Behinderte in der Offensive
■ Kein Unterschied zum Spitzensport
Freiburg (dpa) - Der Behindertensport geht in die Offensive: „Angriff ist die beste Verteidigung. Wir dürfen nicht in der Ecke schmollen, sondern müssen uns der Öffentlichkeit präsentieren.“ Mit dieser Formel beschrieb Reiner Krippner, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), die Devise seines Verbandes. Ein Anfang war das erste Symposium „Sport als Hilfe für den Behinderten“, zu dem sich 150 Ärzte, Wissenschaftler, Sportler und Trainer in Freiburg trafen.
„Wir müssen verstärkt zusammenarbeiten und umdenken, da zum Behindertensport nicht mehr nur Versehrte gehören, sondern auch Gefäßerkrankte, Asthmatiker oder auch Krebs-Operierte“, sagte Krippner. In seinem Spitzensport orientiert sich der DBS, der in zwölf Landesverbänden 180.000 Athleten organisiert, an den Nichtbehinderten. „Unser und deren Leistungssport unterscheiden sich durch nichts“, erklärte Krippner.
Andreas Schmid, der Verbandsarzt der behinderten nordischen Skisportler und Mitarbeiter des Freiburger Sportmediziners Joseph Keul, bestätigte dies: „Ein Vergleich von Blutwerten und Herzgröße bei Skilangläufern hat eindeutig gezeigt, daß behinderte gleich stark wie nichtbehinderte Leistungssportler sind.“ Deshalb fordert der DBS für seine etwa 300 A-Kader-Athleten in 25 Sportarten, die bei den Paralympics in Seoul, den Weltspielen der Behinderten, 77 Goldmedaillen gewonnen haben, Zugang zu den Olympiastützpunkten. „Aber da stehen wir draußen vor der Tür“, klagte Krippner.
„Genauso schwierig ist die Sponsorensuche“, sagte Reinhold Rudolph, Geschäftsführer einer Agentur, die für den DBS Öffentlichkeitsarbeit betreibt. 150 000 Mark im Jahr will Rudolph durch private Geldgeber auftreiben. Die Bundesregierung steuert den Hauptteil zum 1,1 Millionen Mark -Etat des DBS zu. Der Deutsche Sportbund (DSB) „geizt“ mit etwa 70 000 Mark. 200 000 Mark erhalten die DBS -Spitzenathleten von der Deutschen Sporthilfe.
Der Leistungssport brauche auch mehr Unterstützung, weil er „Vehikel“ für die beiden anderen Bereiche im DBS sei, die Rehabilitation und den Breitensport, erklärte Professor Horst Kosel von der Sporthochschule Köln. Diese wiederum würden den Behinderten aus ihrer Isolation helfen.
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