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Schutt & Mißtrauen gegen Kunick

Nachspiele, parlamentarische und steinharte, zum Abriß des Senats-Gästehauses  ■  Foto: Sabine Hedding

Gestern vormittag lag als Bauschutt unüberseh-und nur mit einiger Mühe überbrückbar auf den Stufen des Bremer Rathauses drapiert, was noch am Freitag mittag unzerstört das ehemalige Senats-Gästehaus in der Parkallee geschmückt hatte: ein Stückchen Tapete, ein Rest Stuckfries, ein Fensterrahmen. „Damit die SPD weiß, daß der politische Preis für den Abriß des Senatsgästehauses weit höher ist als vermutet“, so erklärte der grüne Abgeordnete Martin Thomas, haben wir einen Teil der Trümmer hier ausgebreitet.“ Die SPD -Senatsdirektoren aber, die zur ihrer montäglichen Runde im Rathaus eintrafen, mochten am liebsten „gar nichts“ sagen und stürzten an flugblattverteilenden Grünen („das nächste Mal wird besetzt“) und der Presse vorbei ins sichere Rathausinnere.

Am Freitag nachmittag war das ehemalige Senats-Gästehaus in der Parkallee überraschend abgerissen worden, obwohl im Mai die Bürgerschaft über seinen Erhalt deabttieren will, obwohl es 1.500 Unterschriften und die gesamte Oppositions-Meinung gegen den Abriß gab und obgleich die neue Besitzerein, die Hotelkette Maritim, künftige Kongreßzentrums,-und jetztige Ratskeller-Betreiberin, in ihrem Kaufvertrag mit der Stadt „pflegliche Behandlung“ des Gebäudes versprochen hatte. (vgl. ausführlich taz v. 31.3.90).

Einen Mißtrauensantrag gegen Bausenator Konrad Kunick, der bereits am Montag die Abrißgenehmigung für die Villa erteilt hatte („es war eine Besetzung zu befürchten“), will jetzt die gesamte Opposition (FDP, Grüne, CDU) auf Initiative der FDP in den Landtag einbringen.

Denn: Die Bürgerschaft sei übergangen worden, der Vertrag mit Maritim juristisch unzulänglich formuliert, andere Angebote für das Haus hätten vorgelegen. Der Beirat Schwachhausen wird eine Sondersitzung nur zu diesem Thema abhalten; die BeirätInnen fühlen sich übergangen, düpiert und sehen die demokratischen Spielregeln verletzt. Ortsamts -Chef Müller wurde nicht einmal vom bevorstehenden Abriß informiert.

Regierungs-Chef Klaus Wedemeier war gestern der ganze Vorgang einen knappen Satz wert. „Da müssen Sie die Eigentümer fragen“, versuchte er die Verantwortung auf die Matitim-Kette zu schieben, mit der Bremen den umstrittenen Vertrag ausgehandelt hatte, ließ die Trümmer hinter sich zurück und verschwand. S.P

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