Popstar am Kreuz

(Privileg, Sonntag, DFF 2, 16.10 Uhr) Der Brite Peter Watkins ist hierzulande bekanntgeworden durch seine Semi -Dokumentation „The War Game“, in der er die Folgen eines Atomschlags realistisch nachstellte. Nach diesem Film, dessen Ausstrahlung zwar die BBC verweigerte, der aber in den britischen Kinos sehr erfolgreich war, versuchte sich Watkins an einer aufwendigen Filmsatire, in der er die durchaus vergleichbaren Rituale des Showbusiness und religiöser Sektierer miteinander verband. Der Popsänger Steve Shorter wird von geschäftstüchtigen Managern, bigotten Heilspredigern und machtgierigen Politikern zu einem Superstar mit Erlösernimbus aufgebaut, um das kritische Potential der Jugendlichen in kontrollierte Bahnen zu lenken. Auf Massenveranstaltungen, einer inszenatorischen Mischung aus „Nazi-Kongreß, Ku-Klux-Klan-Treffen und einer von Billy Grahams Predigern dirigierten Zeremonie“ (Roger Manvell) wird der Sänger ekstatisch gefeiert. Als er erkennt, daß seine Popularität mißbraucht wird, rebelliert der Sänger gegen die Drahtzieher.

„Privileg“ ist eine plakative, grelle Zukunftsvision aus der Sicht des Jahres '66, gleichzeitig aber auch ein Zeitbild, denn die Hauptrollen des Films wurden besetzt mit tatsächlichen Idolen der 60er, dem Sänger Paul Jones (einst bei Manfred Mann, heute bei The Blues Band) und dem Fotomodell Jean Shrimpton. Für den Soundtrack zeichnet Mike Leander verantwortlich, der einige Jahre später den Gary -Glitter-Sound kreierte.

H.K.