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45 Grad im Schatten

Georg Baselitz in der DDR: Seit Donnerstag sind im Ostberliner Alten Museum über 100 Arbeiten von Georg Baselitz zu sehen, die erste DDR-Ausstellung des in der Oberlausitz geborenen Künstlers, der Ende der 50er Jahre in den Westen übersiedelte. Andre Meier schreibt in der DDR -taz: „Die Ausstellung, bestückt mit Arbeiten aus dem Kupferstichkabinett Basel und aus Westberliner Privatbesitz, bietet eher Gelegenheit, über die Gemeinsamkeiten deutschdeutscher Kunstentwicklung als über deren Unterschiede nachzudenken. Expressivität als Leitfaden, doch nicht als starres Handlungsmuster. Baselitz, ein Maler, der zuweilen anrührend Sentimentales kreiert. Birkenwälder, die einen Hauch russischer Malerei des 19. Jahrhunderts in die von den apokalyptischen Visionen geschüttelten Ausstellungsräume unserer Jetztzeit transportieren.“

Jean Tinguely in Moskau: Rund vierzig neue Werke des Freiburger Plastikers Jean Tinguely sind zur Zeit im Moskauer „Haus des Künstlers“ zu sehen. Einen besonderen Platz nimmt das speziell für die Ausstellung gefertigte Werk Altar für den westlichen Überfluß ein. Diese Arbeit nennt der Künstler einen „zynischen Sozialkommentar“, mit dem er auf die Schattenseite der westlichen Konsumgesellschaft hinweisen will, der seiner Meinung nach über kurz oder lang auch der sowjetische Staat ausgesetzt sein wird.

Biermanns Dra-Dra in Ost-Berlin: Wolf Biermanns „große Drachentöterschau mit Musik“ wird zum ersten Mal auf einer Bühne der DDR aufgeführt, am 10. April im „bat“ am Prenzlauer Berg. Regie führen Matthias Oldag und Carl -Christian Demke, die Ausstattung hat Aenne Plaumann übernommen. Die Musik wird von Wolfgang Thierfeldt arrangiert, es spielt die Berliner Rockgruppe „Loft Linie“. An der Studio-Inszenierung arbeiten Studenten der Bereiche Regie/Schauspiel und Puppenspiel der Ostberliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“. Sie werden von der Westberliner HdK unterstützt. Biermann hatte das Stück als Adaption zu Jewgeni Schwarz‘ Märchenkomödie Der Drache 1971 fertiggestellt, die Uraufführung war in dern Münchner Kammerspielen. 1961/62 hatte Biermann zu den Mitbegründern des „bat“ (Berliner Arbeiter- und Studententheater) gehört, die damals sofort den Behörden mißfiel.

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