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USA und Japan auf Kompromiß

■ Interims-Handelsabkommen soll US-Defizit verringern / Tokios Läden schließen künftig um 19 Uhr

Washington (ap/afp) - Nach viertägigen zähen Verhandlungen über den Abbau von „strukturellen Handelshindernissen“ haben Japan und die USA am Donnerstag ein Interimsabkommen geschlossen. Beide Seiten verpflichteten sich darin zu umfangreichen Wirtschaftsreformen, mit denen die Störungen in den japanisch-amerikanischen Handelsbeziehungen ausgeräumt werden sollen. Außerdem soll so das US -Handelsdefizit von 49 Milliarden Mark gegenüber Nippon drastisch reduziert werden.

Der amerikanische Delegationsleiter Richard McCormack sprach von „greifbaren Fortschritten“ bei der Beilegung der handelspolitischen Differenzen mit Japan. In einer Erklärung des Weißen Hauses wurde die Übereinkunft als „wichtige Station auf dem Weg zu einer Stärkung der amerikanisch -japanischen Beziehungen“ bezeichnet. Der japanische Ministerpräsident Toshiki Kaifu kommentierte die Übereinkunft in Tokio mit den Worten, die Umsetzung der von Japan zugesagten Reformen könnte in einigen Fällen schmerzhaft sein, werde aber das Leben der Japaner letztlich verbessern. Die japanische Regierung hatte unter anderem zugestimmt, den ladenschluß von 18 auf 19 Uhr zu verlängern.

Diese Verhandlungen zwischen Japan und den USA waren insofern neuartig, als erstmals Vertreter zweier souveräner Staaten eine detaillierte Liste der wirtschaftlichen Fehlentwicklungen des Verhandlungspartners erstellten und Korrekturen einforderten. So hatten die Japaner neben dem gewaltigen amerikanischen Haushaltsdefizit auch die niedrige Sparquote und die nur auf kurze Zeiträume ausgerichteten Unternehmensstrategien in den USA bemängelt.

Japanischen Forderungen wie eine Einschränkung des Kreditkartengebrauchs, eine Heraufsetzung der Benzinsteuer und die Abschaffung der Steuerabzugsfähigkeit von Haushypotheken in den USA erteilte die US-Regierung jedoch eine Absage. Dagegen erklärte sich Washington bereit, sich um eine Verbesserung des US-Bildungswesens zu bemühen. Die japanische Regierung verpflichtete sich unter anderem, das komplexe Vertriebssystem in Japan zu deregulieren und die Eröffnung großer Einzelhandelsläden schrittweise zu erleichtern.

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