: Durchhalten trotz Hetze
■ Noch befinden sich 25 Gefangene des britischen Knastes Strangeways im Aufstand - ohne Nahrungsmittel
Ein Teil des Strangeways-Gefängnisses von Manchester war gestern - am sechsten Tag der Knastrevolte - weiterhin in der Hand von 25 Gefangenen. Die Verhandlungen mit der Polizei und der Gefängnisbehörde um eine Verbesserung der viktorianischen Haftbedingungen sind keinen Schritt vorangekommen.
Die Frustration der wartenden Polizisten in Kampfausrüstung entlud sich gestern mehrmals in kleineren Steinschlachten mit den Gefangenen, die sich auf dem Dach des Gefängnisses versammelt hatten. Den rebellierenden Häftlingen wurden inzwischen Strom und Wasser gesperrt.
Seit Mittwoch, als die Polizei die Knastküche zurückerobern konnte, sind die Gefangenen ohne Flüssigkeit und Nahrung. Der britische Innenminister David Waddington hat am Donnerstag eine Untersuchung über die Ursachen der Revolte angekündigt.
Die britischen Medien betreiben eine konzertierte Stimmungsmache gegen die Gefangenen. Es vergeht kein Tag, an dem nicht über die Zahl der Sexualstraftäter spekuliert wird, die von ihren Mitgefangenen hingerichtet worden seien. Selbst seriöse Zeitungen wie 'Independent‘ und 'Guardian‘ berichten, daß die Häftlinge angeblich vor „Buschgerichte“ gestellt und anschließend kastriert und mit Bettlaken erhängt worden seien.
Waddington mußte jedoch am Donnerstag zugeben, daß sämtliche Sexualstraftäter von Strangeways bereits bis Mitte der Woche in anderen Gefängnissen untergebracht waren. Dennoch beteiligte sich auch der Innenminister an den Spekulationen. Er sagte, es sei nicht auszuschließen, daß „in dem Gefängnis Leichen gefunden“ würden.
Ralf Sotscheck
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