: Europaparlament verurteilt Teheran
■ Seit 1981 sind im Iran 90.000 Menschen hingerichtet worden / Abgeordnete über Rushdie-Todesurteil „zutiefst beunruhigt“
Straßburg (ap/taz) - Das Europaparlament hat am Donnerstag die fortgesetzte Verletzung der Menschenrechte im Iran verurteilt und Teheran aufgefordert, alle Hinrichtungen einzustellen. Seit dem Jahr 1981 seien schätzungsweise 90.000 Menschen hingerichtet und 140.000 in Haft genommen worden, hieß es in einer zu diesem Thema veröffentlichten Resolution. Die weitaus meisten dieser Opfer seien, teilte das Pressebüro der „Volksmudschaheddin Iran“ dazu mit, „Anhänger und Aktivisten der iranischen Volksmudschaheddin und der Nationalen Befreiungsarmee des Iran (NLA)“.
Die Europaparlamentarier verlangten vom Iran außerdem, daß eine Delegation der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen sowohl die Gefängnisse des Landes besuchen wie auch ungehindert mit den Inhaftierten und deren Angehörigen sprechen kann. Auch Mitarbeitern des Roten Kreuzes sollte der Zutritt zu den Zellen gestattet werden.
„Zutiefst beunruhigt“ sind die Abgeordneten der Resolution zufolge auch über das neuerliche Todesurteil gegen den britischen Autor Salman Rushdie, der von der islamischen Regierung in Teheran wegen seiner angeblich gotteslästerlichen Satanischen Verse verfolgt wird und in Großbritannien an einem geheimgehaltenen Ort lebt. Die Resolution wurde an die Regierungen aller Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft weitergeleitet.
Im vergangenen Jahr hatte das Europaparlament vergeblich in einer Erklärung alle Regierungen der EG aufgefordert, „sämtliche Verbindungen zum Khomeini-Regime abzubrechen, Waffenverkäufe an dieses Regime und Erdölkäufe von ihm zu boykottieren“.
ws
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