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Fortschritt der Freiheit

„Die ganze Geschichte des Socialismus zeigt, von der Mitte des verflossenen Jahrhunderts an, einen immer von neuem wiederholten und in anderen Formen auftretenden Sieg der schlechteren über die besseren Richtungen. Marx überwucherte den doch immerhin weniger absurden Lassalle, siegte über den weit über ihm stehenden Proudhon, verdrängte den anständigeren Charakter eines Bakunin, und verstand den Einfluss der mit einem Marx überhaupt nicht zusammen zu nennenden, wirklichen Grösse Dührings durch litterarische Machinationen auszuschalten; und in allerjüngster Zeit sperrt sich der unfruchtbare und in Selbstzersetzung begriffene Marxismus gegen die ökonomischen Aufschlüsse Henry Georges. Der Sieg des Unsinns ist wenigstens in der Theorie die bisher voherrschende Signatur gewesen und geblieben. Dazu halte man die wachsende Verweiberung und das Coquettiren mit allen Emancipationsthorheiten: und man frage sich, ob nicht der Socialismus in dieser seiner marxistisch verdorbenen Gestalt geeignet erscheint, ein neues Mittelalter heraufzubeschwören, in welchem eine Art von diesseitigem Staatsaberglauben den Jenseitsglauben, und ein allgemeines Staatsbonzenthum das Pfaffenwesen des Mittelalters erfolgreich vertreten könnte. Auch erinnere man sich, dass die antiken Pfaffen, wie z.B. die ägyptischen, ihre Unentbehrlichkeit nicht mit Rücksicht auf ein Jenseits, sondern wegen ihrer Zauberkünste im Diesseits behaupteten. Ob nun aber Jemand mit Wettermachen, Seuchenvertreiben und zauberhafter Beeinflussung des Nils, theilweise wohl gar mit gutem Glauben an den eigenen Schwindel, sein Schäfchen scheert, das Volk knechtet und ausbeutet, oder ob er dies unter dem Vorwande der famosen Productionsregelung und der Conservirung des communistischen Staatstheils thut, das ist doch nur ein Unterschied in der Form. Diese ändert sich, die Sache bleibt. Mundus vult decipi; und die Betrüger bedienen sich mit Vorliebe und aus guten Gründen des weiblichen Einflusses.“

Benedict Friedländer

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