: Späth lobt die DDR
Singapur (adn) - Mit der jetzt Gestalt annehmenden Regierungsbildung in der DDR wachse die Chance für zügige deutsch-deutsche Regierungsverhandlungen zur Herstellung der wirtschaftlichen und staatlichen Einheit, erklärte der Ministerpräsident Baden-Württembergs, Lothar Späth, am Dienstag in einem Vortrag vor der Auslandspressevereinigung in Singapur. Wirtschaftlich und sozial hätten die 16 Millionen Ostdeutschen in den bevorstehenden zwei Jahren mit ernsten Problemen zu rechnen, doch dann werde die heutige DDR zu einem Gebiet mit höchsten Wachstumsraten werden, sagte Späth. die Wirtschaft der Bundesrepublik sehe schon jetzt einem Boom entgegen, da wachsende ostdeutsche Kaufkraft und Investitionsbedarf zunächst nicht von der DDR allein befriedigt werden können. Für die Politiker komme es darauf an, die Menschen in der DDR, insbesondere die Jüngeren, zur Geduld zu mahnen. die Bewegung in Richtung Westdeutschland schade beiden Seiten.
Er sehe, so betonte Späth, im Vereinigungsprozeß nicht in erster Linie ein ökonomisches Problem. Gegenwärtig fließen in die Wirtschaft der Bundesrepublik jährlich Neuinvestitionen von rund 400 Milliarden Mark, es sollte möglich sein, davon etwa 80 bis 100 Milliarden in die DDR umzulenken. Weit wichtiger sei jedoch der Prozeß des Umdenkens der Menschen von starren Planungsschemen zu marktwirtschaftlichen Prinzipien. In der DDR seien dafür die Voraussetzungen besser als in anderen osteuropäischen Ländern. Das liege daran, daß das wirtschaftliche Niveau der DDR schon bisher über dem der östlichen Nachbarn war und das Land über gut ausgebildete und leistungsbereite Facharbeiter verfüge.
Die Länder Asiens, insbesondere das ökonomisch fortgeschrittene Singapur, forderte Späth auf, den wirtschaftlichen Veränderungsprozeß in Osteuropa durch Investitionen und andere Methoden zu fördern.
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