: Maritim bezichtigt Fuchs der Lüge
■ Hotelkonzern wehrt sich gegen schwarzen Peter beim Gästehausabriß
Die Hotelgesellschaft Maritim ist es offenssichtlich leid, neben Bausenator Konrad Kunick für den Abriß des senatsgästehauses verantwoortlich gemacht zu werden. Angesichts von „Darstellungen, die nicht den Tatsachen entsprechen“, sah sich der Konzern aus Bad Salzuffeln gestern „zu einer Stellungnahme veranlaßt. In dieser Stellungnahme bezichtigt Maritim den Chef der Senatskanzlei, Andreas Fuchs, indirekt der Lüge. Wedemeiers Chefplaner, der drei Tage bevor Bausenator Konrad Kunick die Abrißge
nehmigung unterschrieb, noch einmal mit Maritim telefoniert hatte, hatte in der letzten Woche behauptet, Maritim habe für den Rückkauf des Gebäudes den ursprünglichen Kaufpreis von 1,55 Millionen plus die entstandenen Planungskosten verlangt. Falsch, sagt Maritim. „Wir haben dem Senat im März 1990 das Haus aufgrund der zunehmenden öffentlichen Diskussion über die Zukunft dieses Gebäudes zum Rückkauf angeboten, wobei wir nur den von uns gezahlten Kaufpreis verlangt haben, nicht jedoch un
sere bis dahin bereits in erheblicher Höhe entstandenen Planungskosten.“ Nach dieser Darstellung war Maritim im Gegensatz zum Senat sehr wohl bereit, auf die öffentliche Meinung Rücksicht zu nehmen.
Die Pressemitteilung von Maritim enthüllt zwei weitere Einzelheiten, die der Senat bislang nicht preisgeben wollte. Zum einen hat das Stadtplanungsamt bereits im Oktober 1989 signalisiert, daß das Haus nicht erhaltungswürdig sei, obwohl von der Stadtgemeinde Bremen in dem
Kaufvertrag „pflegliche Behandlung“ gefordert wurde. Zum zweiten hatte es Maritim trotz gestelltem Antrag mit einem Abriß nicht sonderlich eilig. Im Februar bot der Hotelkonzern an, das Haus für 2.000 Mark Monatsmiete bis September 1990 für die Unterbringung von Aus- und Übersiedlern zur Verfügung zu stellen. Obwohl in Bremen zu der Zeit gerade Turnhallen belegt wurden, hatte der Senat offensichtlich kein Interesse, das Gästehauses so zu nutzen und gleichzeitig zu einer grundsätzlichen
Neuverhandlung über die Zukunft des Gebäudes zu kommen.
hbk
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