: Zwielichtige Gestalten
Brief an den Runden Tisch der Stadt Leipzig / Kommission Ausländer und ethnische Gruppen ■ D O K U M E N T A T I O N
Sie sollten sich schämen, für so etwas noch Reklame zu machen und sogar um Hilfe zu bitten. Wir sind Deutsche und haben gerade mit uns genug zu tun, als daß wir diese Ausländerpest, die sich jetzt in erschreckendem Maße breitmacht, noch fördern sollten und sogar Hilfestellung geben wollen. Zum Arbeiten haben diese Leute keine Lust, sie wollen nur mit unserer Notlage, unseren guten, jedoch billigen Waren, Geschäfte machen. Diffamieren uns Deutsche, sind großmäulig und frech. Auf solche Zeitgenossen können wir verzichten. Sie brauchen auch keine Hilfe, sie leben tausendmal besser als wir, schwelgen im Überfluß, bevölkern abends und nachts die Bars und Interhotels und haben solchen Lebensstandard, den wir nicht mal in unseren kühnsten Träumen erreichen können. Sie sind Schieber, Spekulanten und Nichtstuer, sie lachen höchstens über Ihre Initiative, jedes andere Land wehrt sich solcher Elemente, nur wir sollen denen noch helfen. Ein Hohn auf jede Vernunft. Statt sich mit solchen billigen und primitiven Phrasen interessant machen zu wollen, sollten Sie sich lieber darum kümmern, daß Ordnung wird und daß die Leute dorthin zurückkehren, wo sie herkommen.
Gehen Sie mit offenen Augen durch die Stadt, sehen Sie sich diese zwielichtigen Gestalten an, die nur schmarotzen, herumlungern und Passanten belästigen, und denken Sie dann selbstkritisch über Ihren einfältigen Aufruf nach!
Der Ruf 'Ausländer raus‘ und die immer mehr zunehmende Ausländerfeindlichkeit, ist aufgrund dieser Sachlage wohl allzu verständlich und der Zustrom zu einer Partei, die dies zum Ziel hat, gerechtfertigt!
Herr und Frau F., Leipzig, 2.3.90
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