: Frauenhäuser überbelegt
■ NRW fördert seit zehn Jahren Zufluchtstätten für Frauen / Viele Schutzsuchende müssen abgewiesen werden
Berlin (taz) - 4.700 Frauen und 5.000 Kinder haben 1989 einem Bericht der Düsseldorfer Parlamentarischen Staatssekretärin Ilse Ridder-Melchers zufolge in Frauenhäusern in NRW Zuflucht gefunden. Die tatsächliche Zahl der Schutzsuchenden muß jedoch erheblich höher liegen. Denn die Frauenhäuser leiden zunehmend unter der schlechten Wohnsituation, bedingt auch durch die wachsende Zahl von Aus - und ÜbersiedlerInnen. Frauenhausbewohnerinnen haben bei der Wohnungssuche fast keine Chance mehr. Dadurch steigt die Aufenthaltsdauer in den Frauenhäusern. Was eigentlich nur als „Erste Hilfe“ in Notsituationen gedacht ist, wird für viele Frauen zu einer Dauerlösung. Neun Prozent der Bewohnerinnen bleiben heute bereits länger als drei, fünf Prozent länger als sechs Monate im Haus. Dadurch sind auch neueröffnete Häuser innerhalb kürzester Zeit überbelegt, viele zufluchtsuchende Frauen müssen abgewiesen werden.
Diese kritische Bilanz zog vergangene Woche Ilse Ridder -Melchers, Parlamentarische Staatssekretärin für die Gleichstellung für Mann und Frau in NRW. Im ganzen Bundesland gibt es inzwischen 46 Frauenhäuser. Ziel sei, so Ridder-Melchers, eine „flächendeckende Grundversorgung“, konkret: in jeden Kreis und jeder kreisfreien Stadt in NRW soll ein vom Land gefördertes Frauenhaus stehen. 38 Millionen Mark zahlte die Landesregierung in den vergangenen zehn Jahren für dieses Programm. 1990 erhielt ein Frauenhaus durchschnittlich 130.000 DM staatliche Fördermittel. Ilse Ridder-Melchers kritisierte, daß viele Kommunen die finanzielle Unterstützung von Frauenhäusern immer noch als „freiwillige“ Leistung betrachteten. Untragbar sei auch, daß Behörden nach wie vor Vorurteile gegen Bewohnerinnen von Frauenhäusern hätten und sogar bezweifelten, daß ein Aufenthalt in einer solchen Zufluchtstätte notwendig sei. Die Gleichstellungsbeauftragte versprach, sich für die personelle Verstärkung in Frauenhäusern und bei der Nachbetreuung einzusetzen.
uhe
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