: Wirbel um Anti-Apartheid-Konzert
■ Mandela spricht in Wembley zu zwei Milliarden weltweit / „Marxistische“ BBC wegen TV-Übertragung von Tories gegeißelt / ANC-Führer rügt Briten wegen Boykottaufhebung
Nelson Mandela hat die britische Premierministerin Margaret Thatcher erneut scharf kritisiert. In einem Interview vor seiner Abreise zum Anti-Apartheid-Konzert in London sagte der ANC-Führer am Samstag, die Aufhebung verschiedener britischer Sanktionen gegen Südafrika sei „absolut katastrophal“. Darüber hinaus verurteilte Mandela die geplanten Gespräche zwischen Thatcher und Südafrikas Präsident De Klerk. Er sagte: „Als ich vor 27 Jahren ins Gefängnis kam, durfte ich nicht wählen. 27 Jahre später darf ich immer noch nicht wählen.“ Er forderte, die Sanktionen nicht zu lockern.
Das von der britischen Regierung erhoffte Treffen zwischen Thatcher und Mandela kam nicht zustande, obwohl die Premierministerin ihre Einladung wiederholt hatte. Statt dessen sprach Mandela während seines Kurzaufenthalts in London mit exilierten ANC-Führern über deren Rückkehr nach Südafrika.
Gestern abend besuchte er mit seiner Frau Winnie das Anti -Apartheid-Konzert im Wembley-Stadion und hielt eine kurze Rede. Um das Konzert hatte es heftige Kontroversen gegeben. Obwohl sämtliche 72.000 Eintrittskarten verkauft waren und zwei Milliarden Zuschauer in über 30 Ländern das Konzert an den Bildschirmen verfolgten, befürchteten die Veranstalter vom „International Reception Committee“ des ANC gestern, mit Verlust abzuschließen. Experten aus der Musikbranche meinten jedoch, das sei völlig unmöglich. MusikerInnen und Gruppen darunter Tracy Chapman, Simple Minds, Peter Gabriel und Hugh Masekela - traten kostenlos auf. Schwarze MusikerInnen hatten sich jedoch beschwert, von den Stars an den Rand gedrängt worden zu sein. Masekela sagte, die weißen Gruppen hätten das Konzert als „Publicity Show“ benutzt.
Der Tory-Abgeordnete John Carlisle, Vorsitzender des Parlamentsausschusses zu Südafrika, forderte das Innenministerium auf, den Intendanten der BBC wegen der Übertragung des Konzerts zu feuern. Carlisle sagte: „Dieses Ereignis dient dazu, mit linker Propaganda hausieren zu gehen. Das beweist, falls es überhaupt noch eines Beweises bedurfte, daß die BBC dem Marxismus näher steht als dem Konservatismus.“
Ralf Sotscheck
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